Trump droht mit 50-Prozent-Zöllen auf alle EU-Waren

US-Präsident Donald Trump plädiert für Zölle von 50 Prozent ab dem 1. Juni für Waren aus der Europäische Union. Mit der EU sei es schwierig, über das Thema Handel zu reden, schrieb Trump am Freitag auf seiner eigenen Social-Media-Plattform Truth Social, bisherige Gespräche hätten "zu nichts geführt", monierte der US-Präsident.
Die EU habe mit handelspolitischen Maßnahmen wie "mächtigen Handelsbarrieren, Mehrwertsteuern, absurden Unternehmensstrafen, Währungsmanipulationen, unfairen und ungerechtfertigten Klagen gegen amerikanische Unternehmen" ein Handelsdefizit von mehr als 250 Millionen Dollar gegenüber den USA geschaffen, so Trump: "Eine völlig inakzeptable Zahl!"
Schon zuvor hatte Trump Zollsätze gegen einzelne Staaten vorab via Truth Social angekündigt, nicht immer fielen sie letztlich so hoch aus. Wie die Financial Times berichten, wird der US-Handelbeauftragte Jamieson Greer noch am Freitag mit EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič sprechen, der stellvertretend für alle EU-Staaten in Handelsfragen verhandelt.
Zölle wären doppelt so hoch wie bei Trumps erster Ankündigung im April
Im April hatte Trump bereits weitreichende Zölle gegen fast alle Staaten der Welt in Kraft gesetzt, die EU war damals zunächst mit 20 Prozent betroffen. Das hätte bedeutet, dass bei allen Waren, die aus EU-Mitgliedsstaaten in die USA exportiert werden, eine Gebühr von 20 Prozent des Kaufpreises an das US-Zollamt abgeführt werden muss.
Am Tag des Inkrafttretens setzte Trump die weltweiten Zölle jedoch auf 10 Prozent herab und kündigte an, mit allen betroffenen Staaten verhandeln zu wollen. Diese Verhandlungen zwischen US- und EU-Vertretern brachten offenbar nicht die von Trump gewünschten Ergebnisse zutage.
Wie von vielen Experten erwartet wurde, ist Europa damit zum nächste Ziel der aggressiven Handelspolitik in Trumps zweiter Amtszeit geworden. Und das nur zwei Wochen, nachdem die USA ihren Zollstreit mit China, das zwischenzeitlich US-Zöllen von 125 Prozent ausgesetzt war, vorläufig beigelegt hatte.
Was die 50-Prozent-Zölle für europäische Firmen bedeuten
Macht Trump mit seiner Ankündigung gegenüber der EU ernst, würde das bedeuten, dass bei allen Waren, die aus EU-Mitgliedsstaaten in die USA exportiert werden, eine Gebühr von 50 Prozent des Kaufpreises an das US-Zollamt abgeführt werden müsste.
Diese Kosten müssen in der Regel die Importeure tragen, also US-Händler oder Tochterfirmen europäischer Konzerne in den USA. Die Vereinigten Staaten sind der größte Handelspartner der EU, ein Fünftel aller europäischen Exporte gehen in die USA, das sind Waren im Wert von mehr als 45 Milliarden Euro. Den Großteil machen pharmazeutische Produkte und Medikamente sowie Autos aus.
Derart hohe Zölle hätten dramatische Auswirkungen: Zunächst würden die Preise für europäische Produkte in den USA drastisch steigen. Dadurch dürften die Verkäufe einbrechen, was große Umsatzverluste für europäische Firmen nach sich ziehen würde - und in weiterer Folge möglicherweise Fabrikschließungen und Entlassungen.
Dementsprechend reagierten die Aktienmärkte noch am Freitag: Der Stoxx Europe 600 fiel unmittelbar nach Trumps Posting um 2,1 Prozent, US-Indizes wie der S&P-500 fielen noch vor Beginn des Handels um 1,6 Prozent.
Wie reagiert die EU?
Wenn die Zölle kommen - egal in welcher Höhe - wird entscheidend sein, ob die EU zurückschlägt. Grundsätzlich hat sich die Kommission schon mit den 27 Mitgliedsstaaten darauf verständigt, Gegenzölle auf bestimmte US-Importe wie Mais, Weizen, Motorräder (Harley-Davidson) und Kleidung (Blue Jeans) in Kraft zu setzen.
In weiterer Folge könnte Brüssel auch Flugzeuge, Autos und Whisky aus den USA mit Zöllen belegen und sogar große US-Plattformen wie Google oder Amazon handelspolitisch ins Visier nehmen. Der jüngste Handelskonflikt zwischen den USA und China hat jedoch bereits gezeigt, dass die Trump-Regierung Gegenschläge anderer Nationen nicht unbeantwortet lässt, solche Streitigkeiten also schnell eskalieren können.
"Gegenseitiger Respekt, keine Drohungen"
Manche europäischen Vertreter plädieren deshalb dafür, den Forderungen der Trump-Regierung zumindest in Teilen entgegen zu kommen. Dabei geht es unter anderem um die strengen EU-Lebensmittelstandards, die viel Obst und Gemüse aus den USA de facto vom europäischen Markt ausschließen.
Vor allem aber fordert Trumps Team eine niedrigere Mehrwertsteuer für US-Waren und die Abschaffung von Digitalsteuern in einzelnen EU-Mitgliedsstaaten. Hier haben EU-Verhandler Berichten zufolge nicht nachgegeben - weshalb Trump nun mit der Zollkeule zu wedeln begann. Ob diese tatsächlich in Kraft treten werden, ist völlig unklar.
EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič gab am Freitagabend eine Stellungnahme via X ab. Die EU sei "entschlossen, eine Einigung zu erzielen, die für beide Seiten funktioniert." Die EU-Kommission sei weiterhin bereit für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Und: Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA müsse von gegenseitigem Respekt gelenkt sein, nicht von Drohungen, so Šefčovič. "Wir sind bereit, unsere Interessen zu verteidigen."
Trump zu Zöllen auf EU-Waren: Nicht auf Suche nach Deal
Trump zeigt sich jedoch wenig kompromissbereit. "Ich bin nicht auf der Suche nach einem Deal", sagte er in der US-Hauptstadt Washington. Die USA hätten den Deal festgelegt, er laute: Zölle in Höhe von 50 Prozent. "Aber noch einmal: es gibt keinen Zoll, wenn sie ihre Fabriken hier bauen."
Wenn sich jemand dazu entscheide, eine Fabrik in den USA zu bauen, sei er bereit über eine "kleine Verzögerung" zu sprechen, führte Trump weiter aus.
Kommentare