30 Straftaten
Insgesamt mehr als 30 individuelle Straftatbestände sollen nach Berichten und Spekulationen von US-Medien in dem Dokument enthalten sein, mit dem Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg in der vergangenen Woche eine Geschworenen-Jury überzeugt hatte: Das zu tun, was in mehr als 230 Jahren US-Geschichte noch nie passiert ist: Ein Ex-Präsident wird strafrechtlich vor den Kadi gezerrt.
Ab nach Florida - zum Auftritt
Wie der Tag ausgeht, weiß man schon – von Trump persönlich. Nach dem Haftprüfungstermin, dem wie bei jedem Angeklagten erkennungsdienstliche Rituale vorausgehen (Fingerabdrücke, „Mug-Shots“, sprich Kartei-Fotos), will der bereits am Montag nach New York angereiste Trump abends wieder in seinem Florida-Domizil Mar-a-Lago sein und um 20.15 Uhr (Ortszeit) dort eine kämpferische Rede halten. Schon am Vortag wandte er sich per Video an seine Anhänger - wieder einmal mit einer Kampfansage
Gegen den „tiefen Staat„ und eine „korrupte Justiz“, die ihm, dem favorisierten Präsidentschaftskandidaten für 2024, „politisch nach dem Leben trachten“, wie Eingeweihte wissen wollen.
Bis es so weit ist, stehen der Metropole am Hudson River einige turbulente Stunden ins Haus. Ginge es nach Staatsanwalt Bragg, würde die Vorführung des Angeklagten T. geräuschlos durch einen Hintereingang ohne Blitzlichtgewitter und ohne die bei diesen Terminen in der Regel kurzzeitig benutzten Handschellen über die Bühne gehen. Ähnlich sollen sich auch Trumps Anwälte geäußert haben.
"Sie hassen mich"
Ob sich Trump dem angeratenen Verzicht auf publikumswirksame und medial bestens verkäufliche Bilder fügen wird, war unklar. Die Vorstellung, auf dem Weg zum Gericht an Hunderten Reportern, Fotografen und Schaulustigen entlang zu defilieren, soll dem 76-Jährigen durchaus behagen.
Vor dem Richter, dem Trump nachsagt, ihn zu „hassen“, werden die Anwälte Trumps voraussichtlich danach kurz auf unschuldig plädieren. Weil die erwarteten Delikte nichts anderes zulassen, kommt Trump unmittelbar nach dem offiziellen Akt frei. Bis zu einem Gerichtstermin – so meinen Rechtsexperten – kann es aufgrund juristischer Eigenheiten in New York „leicht ein Jahr oder länger dauern“.
Weil Trump vor „Tod und Zerstörung“ für den Fall einer Anklage gewarnt hat und weil diverse Gruppen zu Demonstrationen in New York aufgerufen haben, scannen die Behörden soziale Medien nach Auffälligkeiten. Außerdem sind alle 35.000 Streifendienst-tauglichen Cops der New Yorker Polizei zum Bereitschaftsdienst eingeteilt worden. Rund um den Schauplatz des Gerichtsgebäudes wie auch rund um Trumps Hochhaus an der 5. Avenue stehen Absperrgitter. Etliche Straßen sind blockiert. Vorläufige Lagebeurteilung der Polizei: „Keine Hinweise auf größere Menschenansammlungen oder gewalttätige Zwischenfälle.“
Unterdessen macht Donald Trump, der dem historischen Tag nach Angaben von Vertrauten mit einer Mischung aus „Angespanntheit und Siegeszuversicht“ entgegenblickt, mit seinen juristischen Verwicklungen weiter Kasse. Das Spenden-Aufkommen aus der Bevölkerung seit der Geschworenen-Entscheidung vom vergangenen Donnerstag, ihn anzuklagen, beläuft sich auf mehr als fünf Millionen Dollar. Auch die Aktien einer Firma, die Trumps Kommunikationsplattform „Truth Social“ börsentauglich trimmen soll, sind seither massiv gestiegen.
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