Trump-Attentat: Rechte Verschwörungstheorien geben Frauen Schuld

Trump-Attentat: Rechte Verschwörungstheorien geben Frauen Schuld
Nach dem Attentat auf Ex-US-Präsident Donald Trump kursieren im Netz falsche Anschuldigungen - auch gegen seine Leibwächterinnen.

Das vereitelte Attentat auf Donald Trump war erst wenige Minuten her, da kursierten in den sozialen Netzwerken bereits die ersten Verschwörungsmythen. Der ehemalige US-Präsident war am vergangenen Samstag bei einer Kundgebung in Pennsylvania angeschossen und am Ohr verletzt worden.

In rechtsextremen und verschwörungsideologischen Kreisen war schnell ein gemeinsames Feindbild geschaffen: Schuld an dem Vorfall seien inkompetente Frauen im Sicherheitsteam des Ex-Präsidenten. Zahlreiche manipulierte oder aus dem Zusammenhang gerissene Fotos (u.a. Gesichtsausdrücke) und Videos von Agentinnen des Secret Service, die Trump nach den Schüssen von der Bühne eskortierten, sollten die Falschmeldungen belegen. Einige Beiträge haben mehrere Millionen Aufrufe. 

Rechtsextreme, antifeministische Influencer

So wird etwa behauptet, die drei Personenschützerinnen, die nach den Schüssen zu Trump auf die Bühne eilten, hätten sich feige verhalten. Ein Video soll zeigen, wie eine Leibwächterin nicht mit ihrer Waffe umgehen kann. Andere beschuldigen dieselbe Agentin, sich hinter Trump versteckt zu haben, anstatt ihn zu beschützen. 

Auch ihre Körpergröße wird den Frauen vorgehalten.Der Milliardär und Tesla-Chef Elon Musk schrieb auf dem Kurznachrichtendienst X: Eine kleine Person als Körperbedeckung für einen großen Mann zu haben, sei wie eine zu kleine Badehose am Strand: "Sie verdeckt nicht." 

Auch rechtsextreme Influencer Matt Walsh meldete sich zu Wort: "Es sollte keine Frauen im Secret Service geben. Es sollten die Besten sein, und keine der Besten in diesem Job ist eine Frau." Pearl Davis, eine bekannte antifeministische Youtuberin, meinte in einem inzwischen gelöschten Beitrag: "Warum versuchen wir ständig, Frauen in Positionen zu bringen, in die sie nicht gehören? Geht und arbeitet in der Personalabteilung, als Assistentin, im Verkauf oder im unteren Management." Auch in zahlreichen anderen Beiträgen wird den Agentinnen geraten, sich lieber an „traditionelle“ Frauenrollen zu halten.

Trump-Attentat: Rechte Verschwörungstheorien geben Frauen Schuld

Ex-US-Präsident Donald Trump wurde bei der Schießerei am Ohr verletzt

Rechte Agenda

Die Vorwürfe gegen weibliches Sicherheitspersonal sind Teil einer politischen Agenda, nach der Frauen oft nicht wegen ihrer Fähigkeiten eingestellt werden, sondern um männerdominierte Organisationen zu diversifizieren. 

So stimmte der konservative Kongressabgeordnete Tim Burchett aus Tennessee in die Propaganda des rechten Fernsehsenders Fox News ein - und machte die Direktorin des Secret Service, Kimberly Cheatle, direkt für die Schießerei verantwortlich. So etwas passiere, "wenn man nicht die besten Leute einsetzt". 

Der republikanische Kongressabgeordnete Cory Mills aus Florida meinte gegenüber Fox News: „Wenn man in erster Linie nach DEIgeht, bekommt man D-I-E.“ DEI steht für Diversity, Equity and Inclusion, eine Inklusionspolitik, die entwickelt wurde, um Frauen und Minderheitengruppen zu berücksichtigen.

Hintergrund der haltlosen Vorwürfe ist unter anderem Unmut über eine Aussage Cheatles in einem älteren Interview, in dem sie erklärte, bis 2030 30 Prozent der Stellen mit Frauen besetzen zu wollen. Um dieses Ziel zu erreichen, würden auch unqualifizierte Bewerberinnen akzeptiert, so der Vorwurf von Rechtsaußen. Ein Videoausschnitt des Interviews geht derzeit auf X und anderen Social-Media-Plattformen viral.

Indes gibt es keine Beweise dafür, dass die Reaktion der weiblichen Agenten des Secret Service - die Trumps Körper mit ihren eigenen abschirmten, nachdem die Schüsse gefeuert worden waren – feige waren. Wie das vollständige Videomaterial von Samstag zeigt, positionierten sich die Agentinnen und ihre männlichen Kollegen direkt in der möglichen Schusslinie, um den republikanischen Präsidentschaftskandidaten zu schützen. 

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