Trump-Attacken gegen May: "Wo sind Ihre Manieren, Herr Präsident?"

Trump-Attacken gegen May: "Wo sind Ihre Manieren, Herr Präsident?"
US-Präsident poltert in die britische Innenpolitik und stellt Handelsabkommen mit UK bei zu enger Bindung an EU infrage.

US-Präsident Donald hat mit seiner harten Kritik an der britischen Premierministerin Theresa May für erboste Reaktionen in London gesorgt. "Wo sind Ihre Manieren, Herr Präsident?", schrieb Hochschulminister Sam Gyimah am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Abgeordnete von Mays konservativer Partei warfen Trump vor, seine Gastgeberin gezielt zu beleidigen. Die oppositionelle Labour-Partei bezeichnete den US-Präsidenten als "außergewöhnlich unhöflich".

Trump hatte zu Beginn seines Besuchs in Großbritannien den Brexit-Plan der britischen Regierungschefin in einem Interview scharf kritisiert. Sollte dieser umgesetzt werden, würde das ein Abkommen zwischen den USA und Großbritannien "wahrscheinlich töten", sagte Trump der Boulevardzeitung The Sun.

Die britische Regierung gab zunächst keine offizielle Stellungnahme zu den Äußerungen ab. Außenstaatssekretär Alan Duncan sagte, Trump löse nun einmal gerne Kontroversen aus. "Das ist sein Stil", sagte Duncan in der BBC.

Die konservative Abgeordnete Sarah Woollaston kritisierte dagegen, Trump habe sich offenbar vorgenommen, "unsere Premierministerin zu beleidigen". Wenn der Preis für ein Abkommen mit den USA sei, sich auch Trumps "Weltbild" anschließen zu müssen, sei es das nicht wert, fügte die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Parlament hinzu.

"Was hat seine Mutter ihm beigebracht? So benimmt man sich nicht"

Die Sprecherin der Labour-Partei, Emily Thornberry, die Mays Brexit-Plan selbst kritisiert hatte, verurteilte Trumps Verhalten als unhöflich. "Sie ist seine Gastgeberin", sagte Thornberry im Fernsehen. "Was hat seine Mutter ihm beigebracht? So benimmt man sich nicht."

Der ehemalige Labour-Chef Ed Miliband hatte sogar eine Empfehlung für Mays Reaktion bei ihrem Treffen mit Trump auf dem Landsitz Chequers parat: May könne sagen, dass "er und ich bei einigen Dingen anderer Meinung sind: Babys ihren Eltern zu entreißen, seine rassistischen Attacken auf den Londoner Bürgermeister, seine Lügen, seine Bewunderung für Diktatoren - und außerdem neige ich zu der Ansicht, dass seine über die Glatze gekämmten Haare lächerlich sind".

Trump hat das Verhältnis der USA zu Großbritannien nach seinem beispiellosen Affront gegen Premierministerin Theresa May als "sehr, sehr stark" beschrieben. Beim öffentlichen Auftakt eines bilateralen Gesprächs mit May am Freitag ging Trump nicht darauf ein, dass er sie zuvor in einem Interview kritisiert hatte. Er wolle mit May über Handel- und Militärfragen reden.

Nach Angaben der Sun fand das umstrittene Interview bereits am Mittwoch vor dem NATO-Gipfel in der US-Botschaft in Brüssel statt. Die Zeitung aus dem Medienimperium von Robert Murdoch, dem großer Einfluss auf Trumps Politik nachgesagt wird, veröffentlichte Ausschnitte des Gesprächs aber erst am Donnerstagabend - kurz nachdem May Trump im Blenheim Palace nahe Oxford zu einem festlichen Gala-Dinner empfangen hatte.

Handelsabkommen mit London

Der Zeitpunkt war wohl kaum zufällig gewählt: Bei dem Dinner sollte es darum gehen, Trump von einem baldigen Start der Verhandlungen über ein Handelsabkommen mit London für die Zeit nach dem EU-Austritt zu überzeugen. Mit der Aussicht auf Deals wie diesen hatte die britische Regierung Brexit-Gegner zu besänftigen versucht. In ihrer Begrüßungsrede äußerte sich May noch enthusiastisch über die "beispiellosen Möglichkeiten" eines solchen Abkommens.

Dass Trump ihr im Interview nun derart in die Parade fährt, schwächt die politisch ohnehin schwer angeschlagene Premierministerin zusätzlich. Erst am Montag waren Brexit-Minister David Davis und Außenminister Boris Johnson im Streit über die Strategie in den Verhandlungen mit Brüssel zurückgetreten. Mays Brexit-Pläne sehen unter anderem eine Freihandelszone und ein Zollabkommen mit der EU vor. Sie ist dringend darauf angewiesen, den Trump-Besuch als Erfolg zu verkaufen. Doch das dürfte nun schwierig werden.

Lob für Boris Johnson

Statt May den Rücken zu stärken, lobte Trump erneut ihren Widersacher Johnson, dessen Rücktritt er mit "großem Bedauern" zur Kenntnis genommen habe. Er wolle die beiden nicht gegeneinander ausspielen, betonte er zwar - doch dann folgte eine Aussage, die als volle Breitseite gegen May interpretiert werden kann. "Ich sage nur, ich denke, er wäre ein großartiger Premierminister."

Trump sagte, eine zu enge Bindung an die Europäische Union nach dem Brexit würde dazu führen, dass die USA bei einem Handelsabkommen mit Großbritannien doch wieder mit der EU verhandeln müssten. "Also wird es das Abkommen wahrscheinlich töten", fügte er mit Blick auf einen möglichen Deal Großbritanniens mit den USA hinzu. "Wir haben genug Schwierigkeiten mit der Europäischen Union, wir gehen gerade jetzt gegen die Europäische Union vor, weil sie beim Handel nicht fair mit den Vereinigten Staaten umgegangen sind."

Mays Brexit-Strategie kommentierte Trump mit den unverblümten Worten: "Ich hätte das sehr anders gemacht. Ich habe Theresa May tatsächlich gesagt, wie man das macht, aber sie hat nicht auf mich gehört." Stattdessen scheine May das Gegenteil getan zu haben. "Das ist in Ordnung, sie sollte verhandeln, wie sie es am besten kann." Bei der von May angestrebten Vereinbarung handle es sich aber nicht mehr um das, wofür die Briten im Referendum gestimmt hätten.

Darüber hinaus übte Trump in dem Interview erneut scharfe Kritik an der aus seiner Sicht zu großzügigen Migrationspolitik in Europa. Die Zuwanderung sei "eine Schande", sagte er. "Ich denke, dass sie das Gefüge Europas verändert hat, und wenn man nicht sehr schnell handelt, wird es nie wieder sein, was es war, und ich meine das nicht positiv." Er fügte hinzu: "Millionen über Millionen Menschen zu erlauben, nach Europa zu kommen, ist sehr, sehr traurig." Aus seiner Sicht würden die Europäer damit "ihre Kultur verlieren".

Trump in Großbritannien

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