„Treffen wird nur ein Zwischenschritt sein“
Nachdem US-Präsident Donald Trump das geplante Treffen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un in Singapur vor sechs Tagen abgesagt hatte, deutet mittlerweile vieles darauf hin, dass die Zusammenkunft doch noch wie geplant am 12. Juni stattfinden könnte.
Trump war rasch verbal zurückgerudert, am Sonntag macht sich eine Delegation des Weißen Hauses nach Singapur auf. Am Dienstag bestätigte Trump, dass der hohe Parteifunktionär und frühere Geheimdienstchef Nordkoreas, Kim Yong Chol, auf dem Weg in die USA ist, um sich dort zu Unterredungen zu treffen.
Korea-Experte Rainer Dormels von der Uni Wien würde „lieber auf die WM setzen als darauf, ob das Treffen zwischen Trump und Kim zustande kommt“. „Derzeit sieht es ganz gut aus. Vor allem geht es aber darum, wie nachhaltig die Vereinbarungen sind, die getroffen werden könnten. Das Treffen wird nur ein Zwischenschritt sein“, sagt er gegenüber dem KURIER.
Warum Trump das Treffen abgesagt und dann wieder ins Spiel gebracht hat, darüber kann selbst Dormels nur spekulieren: „Die USA wollen, dass Nordkorea nicht nur sein Atomprogramm, sondern auch seine Atomwaffen aufgibt. Es gibt bereits Verhandlungen, die vorhandenen Waffen per Schiff ins Ausland zu bringen. Das dürfte Nordkorea nicht ganz recht gewesen sein – Atomwaffen würden dem Land die Sicherheit geben, kein neues Libyen zu werden.
„Nachholbedarf“
Die Lobeshymnen Trumps auf das „große Potenzial Nordkoreas“ will Dormels nicht ganz unterschreiben: „Die Region hat einen enormen Nachholbedarf, der Großteil der Fabriken ist reif für den Bulldozer. Es gibt nur einige wenige moderne Fabriken, die mit chinesischer Hilfe gebaut wurden“, sagt er. Auch in Bezug auf die Bodenschätze, die sich im Land befinden sollen, mahnt er zur Zurückhaltung: „Vor allem im gebirgigen Norden gibt es Bodenschätze wie Gold und Seltene Erden, jedoch würde eine Wirtschaft wie Südkorea diese Bodenschätze in absehbarer Zeit aufgebraucht haben. Mit seinen Lobeshymnen auf die nordkoreanische Wirtschaft möchte Trump Pjöngjang den Mund wässrig machen“, erklärt Dormels.
Auch das neuerliche Treffen zwischen Kim und dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in hat für Dormels andere Hintergründe: „Moon hatte in seinem Land einen schlechten Stand, nachdem Trump das Treffen abgesagt und ihn davor nicht informiert hatte. Dazu kommt, dass am 13. Juni Kommunalwahlen in Südkorea sind und Moon dringend wieder Rückhalt in der Bevölkerung braucht. Daher hat er – der Kontakt ist ja mittlerweile da – Kim angerufen und um ein weiteres Treffen gebeten und steht so bei den USA und der Bevölkerung nicht schlecht da“, analysiert er.
Kommentare