Trans-Frau besiegt Schwulenhasser
"Ich bin Zeit meines Lebens Bürgerin von Manassas, ich bin eine Reporterin – und ja, ich bin auch eine Trans-Frau." Danica Roem will weiterreden, doch der Applaus des Publikums übertönt alles.
Roem ist die erste offen lebende transsexuelle Politikerin, die den Einzug in ein US-Länderparlament geschafft hat – und das im südlichen Bundesstaat Virginia.
Gegner "Trans-Feind"
Die 33-jährige Demokratin bekam es im Wahlkampf ausgerechnet mit dem Republikaner Bob Marshall zu tun, der sich selbst gerne als Virginias "obersten Schwulenhasser" bezeichnet und maßgeblich am Vorschlag für ein Gesetz beteiligt war, das Transsexuellen vorschreibt, beim Toilettengang die Toilette ihres ursprünglichen Geschlechts aufzusuchen. Der Vorschlag wurde jedoch abgelehnt.
Im Wahlkampf weigerte sich Marshall, mit seiner Konkurrentin zu debattieren und bezeichnete Roem nach wie vor als "er". Außerdem forderte er Anfang des Jahres in einem Gesetzesentwurf von Direktoren an öffentlichen Schulen, alle Eltern zu informieren, sollte ein transsexueller Schüler in der Einrichtung unterrichtet werden.
Nach 26 Jahren im Landesparlament von Virginia wurde der erzkonservative Politiker ausgerechnet von einem transsexuellen Menschen besiegt. Auf Facebook schrieb Marshall: "26 Jahre lang war ich stolz, für euch und unsere Zukunft zu kämpfen" – er werde dies nach wie vor tun, nur in einer anderen Rolle.
Auf seinem ehemaligen Platz sitzt nun Roem und gibt sich weiter kämpferisch: "An jeden Menschen, der jemals ausgeschlossen wurde, der jemals das Kind in der Ecke war, der jemals jemanden brauchte, der für ihn einsteht – das ist für Dich", sagte sie, die sich bereits im Wahlkampf nicht als "Vertreterin der Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen (LGBT)" verstehen wollte, sondern sich vor allem um die Infrastruktur in der Kommunalpolitik kümmern werde. Durch langjährige journalistische Erfahrung im Chronik-Bereich könne sie einen wertvollen Beitrag dazu leisten.
Trotzdem bekam Roem von Unterstützern aus vielen Bundesstaaten mehr als eine halbe Million Dollar an Spenden.
Transsexualität ist in den USA immer wieder Gegenstand heftiger Debatten, zuletzt, als US-Präsident Donald Trump transsexuelle Soldaten vom Militärdienst ausschließen wollte. Anfang des Jahres erregte die Diskussion über Transgender-Toiletten an Schulen die Gemüter.
Rund 1,4 Millionen US-Bürger definieren sich einer Studie zufolge als Transgender. Das entspricht 0,58 Prozent der Gesamtbevölkerung.
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