Tiefsee in Gefahr: Warum Forscher vor Bergbau am Meeresgrund warnen

Greenpeace activists protest against deep sea mining vessel Hidden Gem, in Manzanillo
In den unerforschten Tiefen der Ozeane schlummern wertvolle Rohstoffe. Ihr Abbau könnte das Ökosystem zerstören.

Jedes Jahr werden es mehr: Forscher entdecken laufend neue Arten in der Tiefsee. Noch immer gibt es viel über Ökosysteme Hunderte Meter unter der Wasseroberfläche zu lernen. Doch werden viele Arten bereits ausgerottet sein, ehe sie entdeckt werden? Das ist nur eine der Befürchtungen, wenn es um den Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee geht.

Der Schlamm, den die riesigen Maschinen aufwühlen, verschwindet nicht einfach. Die Aufwirbelungen können jahrzehntelang in der Wassersäule bleiben. „Das ist wie ein Sandsturm, der 100 Jahre dauert“, erklärt WWF-Experte Georg Scattolin. In der Tiefsee gibt es kaum Strömung. Sie regeneriert sich nur sehr langsam, wenn überhaupt.

Objekte der Begierde sind Manganknollen, metallische Klumpen am Meeresboden in 3.000 bis 6.000 Metern Tiefe. Sie beinhalten Mangan, Kupfer, Nickel oder Kobalt – also viele der Metalle, die zur Herstellung von Smartphones, Laptops und Batterien benötigt werden. 

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Manganknollen liegen auf dem Meeresgrund. 

Doch auch über die Knollen weiß man nicht alles. Sie produzieren offenbar Sauerstoff, wie Forscher vergangenes Jahr feststellten.

Ängste

Noch gibt es keinen industriellen Bergbau, aber NGOs und Staaten machen sich Sorgen, dass Firmen beginnen werden zu schürfen. 37 Länder fordern ein Moratorium,  bis mehr über die Auswirkungen zu sagen ist.   

Die Unternehmen aber stehen bereits in den Startlöchern. Die kanadische The Metals Company (TMC), die im großen Stil abbauen will,  beauftragte eine Studie bei einem staatlichen australischen Forschungsinstitut, wie diese Woche bekannt wurde. Auch hier gelangen Wissenschafter zu dem Schluss, dass der Tiefseebergbau die Meeresfauna beeinträchtigen wird.

Brisanz

Zusätzliche Brisanz bekommt das Thema, weil die USA unter Präsident Donald Trump erwägen, auch in internationalen Gewässern Tiefseebergbau zuzulassen.  Bei der UN-Meereskonferenz  im Juni stellten sich 24 Staaten gegen diese Überlegungen. Ressourcen außerhalb nationaler Gewässer gelten nach internationalem Recht als Erbe der Menschheit und dürften daher nur kollektiv von der Internationalen Meeresbodenbehörde verwaltet werden.

Einige Unternehmen hätten erklärt, keine Rohstoffe aus der Tiefsee beziehen zu wollen, sagt Scattolin. Und viele der benötigten Metalle ließen sich durch Recycling gewinnen. Aus alten Smartphones etwa. Davon gibt’s genug. „Ob man das riskiert, ein Ökosystem zu zerstören, das sich nicht regeneriert und vielleicht auch Sauerstoff liefert?“ 

Bleibt abzuwarten. 

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