Tibetischer Kampf gegen Übermacht Chinas
Keine Bomben, kein Terror: Wenn verzweifelte Tibeter die extremste Form des Protests wählten und sich selbst anzündeten, sagt Kelsang Gyaltsen, "sind sie darauf bedacht, keine Chinesen zu verletzten. Sie wollen einen Wechsel der chinesischen Politik, aber sie wollen keine Gewalt gegen Chinesen." Nach Angaben des Repräsentanten des Dalai Lama in Europa haben sich in den vergangenen fünf Jahren 137 Tibeter selbst verbrannt, der jüngste Fall ereignete sich in der Vorwoche. Für die Führung in Peking eine äußerst unangenehme Entwicklung, über die tunlichst geschwiegen wird. Für die Tibeter aber, so Gyaltsen zum KURIER, ein Indiz, wie "dramatisch schlecht die Lage in Tibet ist". Seit den Unruhen von 2008 habe sich noch einmal alles verschlimmert: "Die Polizei- und Militärpräsenz ist massiv, die Bevölkerung wird ständig überwacht. Und die Bewegungsfreiheit der Tibeter ist extrem eingeschränkt: Wer von einem Bezirk in den anderen will, braucht mehrere Genehmigungen, die dann oft nicht erteilt werden."
Zuwanderung
Nach einem gescheiterten Dialogversuch zwischen Peking und Vertretern der exiltibetischen Regierung herrscht wieder Funkstille. "Wir fordern eine echte Autonomie, so dass Tibeter in ihrer eigenen Heimat ihre Religion, Kultur, Sprache und Traditionen pflegen können. Wir verlangen keine Trennung von China", sagt der Europa-Repräsentant des Dalai Lama. Doch Peking sieht dies anders: Die Forderungen nach Autonomie seien nichts anderes als eine Art "versteckte Unabhängigkeit". "Es ist offensichtlich", glaubt hingegen Gyaltsen, "dass Chinas Führung nicht den politischen Willen hat, das Tibet-Problem zu lösen."
Die Tibeter hoffen nun auf Vermittlung durch eine dritte Seite. "Das könnte jede europäische Regierung sein. Auch Österreich wäre gut geeignet für so eine Rolle", glaubt Gyaltsen. "Viele europäische Regierungschefs sprechen in Peking das Tibet-Thema an und ermutigen, die Menschenrechte zu achten. Aber Ermutigungen reichen nicht mehr."
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