Thunberg und die Skepsis: Schwedens Rechte kritisieren Aktivistin
Greta Thunberg, die 16-jährige Klima-Aktivistin aus Stockholm, ist schon weit herumgekommen – sie sprach auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, im Europaparlament in Straßburg sowie mit dem Papst. Der Erfolg der von ihr ins Leben gerufenen „Friday for future“-Bewegung mit europaweiten Schülerprotesten veranlasst viele zu spekulieren, wer hinter dem Mädchen mit den geflochtenen Zöpfen und dem Asperger-Syndrom (Variante des Autismus) stecken könnte. Unter den Kritikern findet sich auch der Chef der rechten „Schwedendemokraten“, Jimmie Akesson. Er sieht ein „Reklame-Büro“ hinter der Aktivistin, so sein Kommentar jüngst im Fernsehen. Auch der Hinweis, dass es sich bei Greta um ein „Kind“ handle, fehlte nicht.
Vielleicht eine Anspielung auf Ingmar Rentzhog, den Inhaber des Unternehmens „We don’t have time“, das sich gegen die Klimaerwärmung engagiert. Als Thunberg im August vor dem Parlament in Stockholm protestierte, verbreitete er ihre Aktion in sozialen Medien und kontaktierte auch traditionelle Medien. Dank Thunbergs wachsender Popularität erwarb er bei internationalen Investoren 23 Millionen Schwedische Kronen (2,1 Millionen Euro) Kapital, ohne dass Greta Thunberg davon wusste. Sie brach den Kontakt ab, als das publik wurde.
Rentzhog gilt als Bekannter von Thunbergs Mutter, Malena Ernman, einer Opernsängerin, die im August ein Buch veröffentlichte. Es geht um Gretas Autismus und wie ihre Klimamission die Familie verändert hat. Rentzhog wies im Fernsehen die Vorwürfe von Akesson zurück – Greta Thunberg sei allein für ihre Aktionen und Inhalte verantwortlich.
Doch die Kritik Akessons kann sich auch gegen Helena Iles gerichtet haben. Diese wirkt als Pressesprecherin Thunbergs und verfügt über ein eigenes PR-Büro, „Illes-PR“. „Ich mache das rein ideell“ erklärte sie, auf ihre Arbeit angesprochen.
Lob für Atomkraft
Nicht immer schien Thunberg so radikal und kompromisslos, wie es das Klischee von Personen mit Asperger vermittelt. Einen Facebookeintrag im März mit einem verhaltenen Lob für Atomkraft hat sie zu einem etwas kritischeren Post revidiert – vor allem in Deutschland gilt diese Energieform als No-Go unter ihren zahlreichen Fans. Auch hier die Frage, wer sie beraten hat, zudem soll ein Pressebetreuer Thunbergs beim Schweizer Blick angerufen haben, um eine Berichterstattung zu korrigieren.
Eine weitere Frage betrifft den Einfluss des britischen Klimaforschers Kevin Anderson, der auch schon auf der schwedischen Universität Uppsala gelehrt hat. Er soll nach eigenen Angaben von den Eltern auf Greta angesprochen worden sein, noch bevor sie berühmt wurde. Er diskutiert mit ihr regelmäßig Sachfragen.
Allgemein wird Thunberg von den Anhängern der Schwedendemokraten angefeindet, die dem Klimaschutz skeptisch gegenüberstehen. Die Schülerin ist daher in den sozialen Netzwerken vielen Attacken ausgeliefert. Sie sieht es offiziell gelassen. „Ich sehe den Hass auch als positives Zeichen. Er zeigt, dass das, was wir machen, als bedrohlich angesehen wird“ erklärte sie gegenüber Expressen.
Auftritt im Parlament?
Mittlerweile engagiert sich Thunberg auch jenseits der Klimapolitik, so demonstrierte sie am Mittwoch gegen einen Neonazi-Aufmarsch in dem mittelschwedischen Örtchen Ludvika. Die Grünen versuchen derzeit für die 16-Jährige eine Ausnahme durchzusetzen – sie soll auch im schwedischen Reichstag sprechen dürfen. Dies ist per Gesetz eigentlich allein Ministerpräsidenten und Abgeordneten gestattet.
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