Bangkok: Bewohner sollen zuhause bleiben

Die aktuellen Proteste sind die größten seit den Unruhen im April und Mai 2010.
Ministerpräsidentin Shinawatra ist vor den Regierungsgegnern in Sicherheit gebracht worden.

Angesichts der anhaltenden Massenproteste hat die thailändische Regierung die Bewohner Bangkoks aufgerufen, ab Sonntag zwischen 22.00 Uhr und 5.00 Uhr (16.00 bis 23.00 Uhr MEZ) nicht aus dem Haus zu gehen. Nur wenn es unbedingt notwendig sei sollte man zu seiner eigenen Sicherheit nicht hinausgehen, man könnte sonst Opfer von "Provokateuren" werden, warnte Vizepremier Pracha Promnok Sonntagabend im Fernsehen.

Vier Tote

Die Massenproteste gegen die Regierung in Thailand haben bereits mehrere Menschenleben und Dutzende Verletzte gefordert. Bei Zusammenstößen zwischen rivalisierenden Demonstranten kamen am Wochenende in Bangkok vier Menschen ums Leben, berichtete die Polizei am Sonntag. Die Regierung mobilisierte unbewaffnete Armeeeinheiten zur Verstärkung der Sicherheitskräfte.

Mit Tränengas und Wasserwerfern hat die Polizei in Bangkok am Sonntag die Machtzentrale der thailändischen Regierung gegen den Ansturm der demonstrierenden Regierungsgegner verteidigt. Die Sicherheitskräfte verbarrikadierten am Sonntag den Regierungssitz mit Betonmauern und Stacheldraht und wehrten den Ansturm zunächst ab. Teile Bangkok versanken im Chaos. Dichte Tränengasschwaden zogen über das Regierungsviertel. Mehr als 20.000 Polizisten waren im Einsatz.

Mit der Belagerung und Besetzung staatlicher Einrichtungen und Fernsehsendern will die Opposition die Regierung von Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra zu Fall bringen. Der Anführer der Protestbewegung, Suthep Thaugsuban, erklärte in einer Sendung eines besetzten Fernsehsenders, die Demonstranten hätten zwölf Regierungsgebäude friedlich und ohne Waffen besetzt Suthep schwor, die Proteste fortzusetzen, "bis das Thaksin-Regime ausgemerzt ist". Er rief alle Beamten auf, nicht mehr zur Arbeit zu erscheinen.

Shinawatra in Sicherheit

Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra ist am Sonntag vor aufgebrachten Regierungsgegnern in Sicherheit gebracht worden. Nach Auskunft eines Mitarbeiters der Regierungschefin stürmten Demonstranten in der Hauptstadt Bangkok das Gelände eines Sportclubs der Polizei, wo sich Yingluck aufhielt. Sie habe das Gebäude wohlbehalten verlassen und sei an einen anderen Ort gebracht worden.

Ein Reuters-Augenzeuge berichtete, am Regierungssitz, in dem sich Yinglucks Büro befindet, habe die Polizei Tränengas auf Protestierende gefeuert. Die Demonstranten versammelten sich an mehreren Orten in der Hauptstadt. Ihr Ziel ist es, die Regierung zu stürzen. Für diesen Sonntag planten sie die Stürmung staatlicher Einrichtungen.

Aus Sicht der Demonstranten ist Yingluck nur eine Marionette ihres Bruders, des vom Militär gestürzten Ex-Regierungschefs Thaksin Shinawatra, der sich im Exil befindet.

Korruptionsvorwürfe

Die Demonstranten werfen der Regierung Korruption und Verschleuderung von Steuergeldern vor. Sie lege es darauf an, den 2006 gestürzten und wegen Amtsmissbrauchs verurteilten Ex-Regierungschef Thaksin Shinawatra aus dem Exil zurückzubringen. Thaksins Schwester ist Ministerpräsidentin. Der Milliardär ist wegen populistischer Politik und fragwürdigen Geschäften seit Jahren ein rotes Tuch für Anhänger des alten Establishments.

Die aktuellen Proteste sind die größten seit den Unruhen im April und Mai 2010, die das gesamte Land ergriffen hatten und am Ende vom Militär niedergeschlagen wurden. Dabei wurden 91 Menschen, überwiegend Thaksin-Unterstützer, getötet.

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