"Es waren nur Kids, verdammt nochmal"
Der St. Ann’s Square ist kein großer Platz, er liegt etwas abseits der breiten Hauptstraßen von Manchester. In dessen Mitte steht eine Statue von Richard Cobden, ein britischer Intellektueller, der schon Mitte des 19. Jahrhunderts für Abrüstung und gegen Krieg argumentierte. Weil es ein Platz ist, der nahe bei der Manchester Arena ist, liegen dort am Mittwoch Abend Blumensträuße. Jemand hat mit Kreide auf den Gehweg geschrieben: "Manchester wird stark bleiben." Das Wort "stark" ist rot geschrieben. Immer wieder bleiben Menschen stehen, legen noch mehr Blumen dazu.
Zwei Tage nach dem Anschlag nach einem Konzert von Ariana Grande ist es in Manchester noch immer ruhig auf den Straßen der sonst belebten 500.000-Einwohner-Stadt. Mindestens 22 Menschen hat das Attentat ihr Leben gekostet, zwölf von ihnen waren unter 16 Jahren alt, rund 120 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Die Bombe explodierte im Foyer und richtete ein Massaker an, dass Ärzte mit einem Kriegsgebiet vergleichen. Es war das schwerste Terrorattentat in Großbritannien seit den Bomben in London in 2005. In Manchester erinnerte es viele an das IRA-Attentat von 1996, bei dem über 200 Menschen verletzt wurden, aber niemand getötet. Damals hieß es, die Stadt werde niemals sein wie zuvor.
"Unseren Gemeinschaftsgeist können sie nicht treffen."
Annmarie Strothardy hat jetzt beide Attentate erlebt, sie wurde vor 41 Jahren hier geboren und und sie sagt: "Unseren Gemeinschaftsgeist können sie nicht treffen." Doch dann beginnt auch sie zu weinen. Sie hat erst am Mittwochmorgen erfahren, dass die Schwester einer guten Freundin eines der 22 Todesopfer ist. "Ich kannte Alison, es wäre heute ihr 45. Geburtstag gewesen, wir waren verabredet." Dann atmet sie tief durch. "Meine Tochter war gestern Abend trotzdem bei einem Konzert der Courteeners. Wir lassen uns doch nicht verbieten, auf Konzerte zu gehen." Sie war besorgt, ja, aber wir können uns doch nicht verstecken. Sie hat ebenfalls gerade Blumen abgelegt, mit einem kleinen Brief für ihre Freundin Alison, aber nicht am St. Ann’s Square, sondern am einige 100 Meter entfernten Alberts Square, der Platz vor dem imposanten Rathaus.
Das Unerklärliche erklären
Wieder einige hundert Meter entfernt vom Albert Square, sitzt David Few, vor einem Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs. Zwischen zwei Obelisken liegen auch hier Kerzen, Blumen und Zettel mit roten Herzen und der Abkürzung "MCR" für Manchester. Die Trauerzonen haben sich auf die ganze Stadt ausgeweitet. Der 31-Jährige ist Religionslehrer, sein Großvater starb durch die IRA. David Few sagt, er musste seinen Schülern "das Unerklärliche erklären". Fünf von ihnen waren im Konzert, eine Schülerin hatte noch eine Narbe am Kopf. "Aber sie hatte Glück", sagt er. Dann: "Es sind nur Kids, verdammt noch mal!"
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