Taliban-Offensive in Afghanistan: Tausende auf der Flucht

Ein Checkpoint in Helmand.
Einwohner befürchten Fall der Hauptstadt in südlicher Provinz Helmand.

Eine Offensive der Taliban-Rebellen in der südafghanischen Provinz Helmand hat zehntausende Menschen in die Flucht gezwungen. "Rund 30.000 Menschen wurden in den vergangenen Wochen in Helmand vertrieben. Die meisten kommen nach Lashkar Gah", sagte der Sprecher der Provinzverwaltung, Omar Zawak, am Dienstag mit Blick auf die Hauptstadt der unruhigen Provinz. Die Stadt könne nicht alle aufnehmen.

"Familien, Kinder, Frauen, alle schlafen auf den Straßen", sagte Zawak. "Es fehlt an Nahrung und sauberem Wasser, wir brauchen dringend Hilfe." Anrainer äußerten die Sorge, dass die Provinzhauptstadt an die islamistischen Aufständischen fällt. Die Soldaten seien müde und ihnen gehe das Essen aus. "Die Taliban kontrollieren alle Straßen nach Lashkar Gah", sagte der Einwohner Hadschi Kajum. "Die Kontrollposten der Polizei fallen einer nach dem anderen."

Starker Beschuss der Aufständischen

Ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen sagte, die Stadt liege unter starkem Beschuss der Aufständischen. Zugleich verstärkte die NATO ihre Luftangriffe, um den Vormarsch der Rebellen zu stoppen. Ein Berater des Provinzgouverneurs sagte, die Luftangriffe hätten den Taliban starke Verluste zugefügt. Helmand ist seit langem eine Hochburg der Taliban und ein Zentrum der Opiumproduktion, die für die Rebellen eine wichtige Einnahmequelle ist.

"Die Situation da unten bleibt angespannt und etwas umkämpft", sagte ein NATO-Sprecher. Es bleibe eine "Sicherheitssorge", doch sei die NATO "zuversichtlich", dass die afghanischen Sicherheitskräfte Lashkar Gah halten würden. Die NATO hatte im Dezember 2014 ihre Kampftruppen aus Helmand abgezogen. Die US-Armee entsandte in den vergangenen Wochen aber hunderte Soldaten in die Provinz, nachdem US-Präsident Barack Obama die Befugnisse der Truppen in Afghanistan ausgeweitet hatte.

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