Taiwan oder der 10 Billionen-Dollar-Hochrisiko-Poker

jubelnde Frau in Taipeh, Taiwan
Aus der neuen KURIER-Reihe "Warum sollte mich das interessieren?": Ein Krieg um Taiwan würde größeren wirtschaftlichen Schaden anrichten als Ukraine-Krieg und Pandemie zusammen.

In unserer Reihe "Warum sollte mich das interessieren?" behandeln Ingrid Steiner-Gashi und Evelyn Peternel Themen, die manchmal noch weit weg erscheinen, für jede und jeden hier in Österreich jedoch große Bedeutung haben.

Von einem gewaltigen Truppenaufmarsch, wie ihn Russland Monate vor dem Überfall auf die Ukraine vollzogen hat, ist derzeit an Chinas Küste nichts zu sehen. Keine Panzerkolonnen, keine Armee-Zeltstädte, kein Flugzeugträger, keine Feldspitäler.

Der Krieg Chinas gegen Taiwan, die militärische Eroberung der Insel, wird nicht morgen passieren, nicht nächste Woche und auch nicht nächsten Monat. Dafür müsste die Volksrepublik schon ganz andere militärische Drohgebärden vollführen. Und auch wenn chinesische Tarnkappenjets in den taiwanesischen Luftraum eindringen – den China trotzig als seinen eigenen bezeichnet – regt das mittlerweile niemanden mehr so richtig auf. Es gehört zu den fast schon alltäglichen, kraftmeierischen Demütigungen, die Peking Taiwan spüren lässt.

Aber das war es auch schon mit den guten Nachrichten. Am Samstag wird auf Taiwan gewählt. Das könnte ein völlig unspektakulärer Urnengang sein und müsste in Europa niemanden groß interessieren – schließlich leben die 24 Millionen Einwohner in einer lebendigen Demokratie, sie haben mehrere friedliche Machtwechsel hinter sich. 

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Das Problem aber ist das große Reich der Mitte - das nicht jedes Wahlergebnis auf der kleinen, nur 180 Kilometer entfernten Insel goutiert. Drei Präsidentschaftskandidaten stehen dort zur Wahl: Mit den beiden Oppositionellen könnte Peking - vorerst – mehr oder weniger gut leben.

Wahlfavorit Lai Ching-te, auch genannt William Lai, schmeckt Peking hingegen gar nicht.

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