Haupt des IS soll abgeschlagen sein

Abu Bakr al-Baghdadi
Das US-Verteidigungsministerium erklärte hingegen, es könne den Tod Baghdadis nicht bestätigen.

Dunkle Zeiten für die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS): Am Sonntag verloren die Dschihadisten mit Mossul eine ihrer wichtigsten Städte, zwei Tage wurde ihr Kalif, Abu Bakr al-Baghdadi, für tot erklärt.

"Wir haben bestätigte Informationen von hochrangigen IS-Mitgliedern, dass Baghdadi nicht mehr am Leben ist, aber sie konnten nicht genau sagen, wann", formulierte Rami Abdulrahman, der Chef der gut informierten "Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte" (SOHR).

Es ist freilich nicht das erste Mal, dass der selbst ernannte Kalif für tot erklärt wird. Sowohl russische Stellen als auch US-Behörden hatten bereits mehrmals das Ende al-Baghdadis verkündet, jedoch gilt die SOHR vor allem in islamistischen Kreisen als bestens vernetzt. Auch iranische Stellen meldeten Ende Juni, dass Baghdadi gestorben sei.

Abu Bakr al-Baghdadi ist der Mann, der 2014 in der Al-Nuri-Moschee in Mossul den "Islamischen Staat" ausgerufen hatte. Bis heute sein einziger Auftritt in der Öffentlichkeit. "So erhebt eure Waffen, Soldaten des Islamischen Staates und kämpft, kämpft!", hatte er damals gefordert. Beides – die Moschee und der Staat – liegt mittlerweile in Trümmern, zumindest in Syrien und im Irak.

Millionen an Kopfgeld

Der Koranwissenschaftler schloss sich im Jahr 2003 einer radikalislamischen Terrorgruppe im Irak an und wurde bald darauf von US-Militärs verhaftet. Während seiner Gefangenschaft radikalisierte sich Baghdadi zusehends und schloss sich nach seiner Freilassung einer Vorläuferorganisation des IS an. Dort begann sein rasender Aufstieg als Dschihadist, 2010 wurde er zum Anführer des IS gewählt, 22 Millionen Euro sind auf seinen Kopf ausgesetzt.

Unter seiner Herrschaft zerschnitt der IS die Bande zur Mutterorganisation El Kaida, da Baghdadi als Korangelehrter den Machtanspruch an beide Organisationen stellte – El-Kaida-Chef al-Zawahiri sei schließlich nur Arzt.

In Windeseile eroberte die Terrororganisation Gebiete im Irak und später auch in Syrien und hielt damit den Globus in Atem. Durch professionelle wie blutrünstige Propagandavideos radikalisierte der IS weltweit tausende Menschen und spannte ein Netz islamistischen Terrors, das mittlerweile von den Philippinen bis Manchester reicht. Anschläge in vielen europäischen Städten waren und sind bis heute die Folgen der Propagandamaschinerie unter Baghdadi.

Im November vergangenen Jahres strahlte der IS die letzte Audiobotschaft ihres Kalifen aus, in der er seine Kämpfer zum Durchhalten aufrief.

Keine US-Bestätigung

Das Pentagon konnte bis Redaktionsschluss noch keine offizielle Bestätigung zum Tod des IS-Führers ausgeben, ein Sprecher des US-Zentralkommandos erklärte: "Wir haben keine operativen Berichte, die das bestätigen", erklärte er. US-Präsident Donald Trump hingegen tweetete bereits: "Ein großer Sieg gegen ISIS."

Die jüngsten Ereignisse bedeuten schwere Schläge für die Terrormiliz. Täglich schmilzt ihr Territorium, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die IS-Hauptstadt Rakka befreit wird. Allerdings verliert der IS durch den Zusammenbruch seines "Staats" nicht seine Gefährlichkeit. In Syrien und im Irak dürften sich die Dschihadisten auf altbewährte Guerillataktik stützen und die Region durch Anschläge weiterhin verunsichern.

In anderen Ländern hat sich der IS bereits seit längerem festgesetzt. In Bosnien und dem Kosovo ist das Radikalisierungspotenzial nach wie vor hoch, in Afghanistan breitet sich die Terrormiliz stetig aus. Selbst im Fernen Osten gewinnt der IS an Stärke, wie die Kämpfe um die philippinische Stadt Marawi zeigen. Bereits eineinhalb Monate liefern sich dort Extremisten mit der philippinischen Armee eine erbitterte Schlacht um die Stadt.

Auch in anderen Krisenländern wie dem Jemen oder Ägypten stellt der IS nach wie vor eine Kraft dar, mit der zu rechnen ist.

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