Zwei Bischöfe entführt

Syr.-orth. Metropolit Gregorios bei seinem letzten Wien-Besuch im November 2012 © Pia de Simony/CSI-Österreich honorarfrei
Syrische Christen geraten zunehmend in das Visier von Rebellen.

„Ja, mein Leben ist in ernsthafter Gefahr. Viele Kämpfer verachten die Christen und versuchen, sie zu erniedrigen. Oft werden sie entführt oder, im schlimmsten Fall, getötet.“ Das sagte der syrisch-orthodoxe Metropolit von Aleppo, Gregorios Youhanna Ibrahim, im November in einem Interview in Wien. Fünf Monate später wurde er Opfer einer Entführung: Ibrahim und sein griechisch-orthodoxer Kollege Paul Yazigi wurden verschleppt. Berichtete die Ostkirche in Rom noch am Dienstag von der Freilassung der beiden Bischöfe, so musste dies am Mittwoch bereits wieder revidiert werden.

Ibrahim soll am Montag Yazigi mit seinem Auto vom Übergang Bab al-Hawa an der türkischen Grenze abgeholt haben. Der Übergang wird von Aufständischen kontrolliert. Das Auto sei von Bewaffneten gestoppt worden. Sie hätten den Fahrer, einen Diakon, getötet und die Bischöfe entführt. Die syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, die Bischöfe seien während eines humanitären Einsatzes von „Terroristen“ verschleppt worden. Wer hinter der Entführung steckt, war zunächst unklar. Eine Vermutung lautete auf eine Brigade, der Ausländer angehören und die von Rebellen verdächtigt wird, mit dem Regime zu kooperieren. Die Kidnapper hatten Kontakt mit den betroffenen Kirchen in Syrien und forderten kein Lösegeld, sondern die Freilassung von Rebellen.

„Wir Christen fühlten uns im Land wohl und waren nicht unterdrückt“, hatte Bischof Ibrahim in dem Interview mit Pia de Simony von Christian Solidarity International gesagt. Der Konflikt in Syrien sei ein „Import von außen“ durch El-Kaida-nahe Soldaten und Söldner aus dem Irak, Afghanistan und Libyen.

Die Lage der Christen (fünf Prozent der Bevölkerung) hatte er als ernst bezeichnet. „Ein Drittel hat Aleppo bereits verlassen, in Homs wurden durch islamistische Rebellen praktisch alle aus ihren Häusern vertrieben.“ Aber: „Ich werde in Aleppo bei meiner Gemeinde bleiben und sie weiterhin betreuen – so gut es halt geht.“

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