Zwei Millionen Menschen in Aleppo ohne Trinkwasser

Zwei Millionen Menschen in Aleppo ohne Trinkwasser
UNO fordert "humanitäre Pausen" bei Kampf um syrische Stadt. EU: "Dies ist eine Frage von Dringlichkeit".

Lauter können die Alarmglocken kaum schrillen. Seit vier Tagen gibt es im syrischen Aleppo kein fließendes Wasser mehr. Betroffen seien alle Bewohner der Zwei-Millionen-Metropole, teilte das UN-Kinderhilfswerks Unicef am Dienstag mit. Die Angriffe von vor rund einer Woche hätten die Wasserförderung unterbrochen.

"Diese Einschränkungen kommen inmitten einer Hitzewelle, die Kinder einem großen Risiko wasserverursachter Krankheiten aussetzen", sagte die Unicef-Vertreterin für Syrien, Hanaa Singer. Es bleibe keine Zeit, um eine Ende der Kämpfe abzuwarten. "Das Leben von Kindern ist in ernsthafter Gefahr."

"Humanitäre Pausen" gefordert

Die UNO hatte zuvor bereits eindringlich "eine vollwertige Waffenruhe oder wöchentliche 48-stündige humanitäre Pausen" gefordert, um die Millionen von hilfsbedürftigen Menschen in Aleppo zu erreichen und die Nahrungs- und Medizinvorräte aufzustocken. Die UNO stehe bereit, um die Bevölkerung von Aleppo zu unterstützen, erklärten der UN-Hilfskoordinator in Syrien, Yacoub El Hillo, und der Regionalkoordinator Kevin Kennedy.

"Eine Frage von Dringlichkeit"

Unterstützung bekamen sie dabei auch von Seiten der EU. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und EU-Kommissar Christos Stylianidesdie warnten vor einer humanitären Katastrophe. "Mehr als 2 Millionen Menschen sind in der Stadt und ihrem Umfeld eingeschlossen, und wir drohen eine der schlimmsten menschlichen Tragödien des gesamten Syrien-Kriegs zu sehen", erklärten die beiden EU-Vertreter. "Dies ist eine Frage von Dringlichkeit." Alle Mitglieder der International Syria Support Group (ISSG) sollten Bemühungen um eine solche Feuerpause unterstützen und entsprechend Einfluss auf die Konfliktparteien ausüben.

Unter den zwei Millionen Menschen, denen nun eine Belagerung droht, sind auch bereits 275.000 Zivilisten, die in den von den Rebellen kontrollierten Vierteln im Osten Aleppos eingeschlossen sind. Berichten zufolge wurden bei den Kämpfen seit Ende Juli mindestens 130 Zivilisten getötet, während Krankenhäuser bombardiert und das Wasser- und Elektrizitätsnetzwerk beschädigt wurden.

Geteilte Stadt

Die einst blühende Wirtschaftsmetropole Aleppo ist seit 2012 Schauplatz schwerer Kämpfe. Die von Rebellen kontrollierten Viertel im Osten sind immer wieder Ziel von Luftangriffen der syrischen Regierungstruppen und ihrer russischen Verbündeten. Im Juni hatte die Regierung den Belagerungsring um die rund 250.000 Bewohner der von den Rebellen gehaltenen östlichen Stadtviertel geschlossen.

Zwei Millionen Menschen in Aleppo ohne Trinkwasser

Syria Democratic Forces (SDF) fighters look toward
Zwei Millionen Menschen in Aleppo ohne Trinkwasser

SYRIA-CONFLICT-ALEPPO
Zwei Millionen Menschen in Aleppo ohne Trinkwasser

SYRIA-CONFLICT-ALEPPO
Zwei Millionen Menschen in Aleppo ohne Trinkwasser

SYRIA-CONFLICT-ALEPPO
Zwei Millionen Menschen in Aleppo ohne Trinkwasser

A Syria Democratic Forces (SDF) fighter gestures o
Zwei Millionen Menschen in Aleppo ohne Trinkwasser

Syria Democratic Forces (SDF) fighters walk with p
Zwei Millionen Menschen in Aleppo ohne Trinkwasser

Syria Democratic Forces (SDF) fighters walk with p
Zwei Millionen Menschen in Aleppo ohne Trinkwasser

Syria Democratic Forces (SDF) fighters walk near r
Zwei Millionen Menschen in Aleppo ohne Trinkwasser

A Syria Democratic Forces (SDF) fighter points tow
Zwei Millionen Menschen in Aleppo ohne Trinkwasser

Women stand on a damaged street in Manbij, in Alep
Zwei Millionen Menschen in Aleppo ohne Trinkwasser

A Syria Democratic Forces (SDF) fighter greets a m
Zwei Millionen Menschen in Aleppo ohne Trinkwasser

Syria Democratic Forces (SDF) fighters inspect a d
Zwei Millionen Menschen in Aleppo ohne Trinkwasser

TOPSHOT-SYRIA-CONFLICT-ALEPPO
Zwei Millionen Menschen in Aleppo ohne Trinkwasser

Free Syrian Army fighters ride on a vehicle past e
Zwei Millionen Menschen in Aleppo ohne Trinkwasser

Civilians sit amid empty empty plastic crates at a
Zwei Millionen Menschen in Aleppo ohne Trinkwasser

A man rides a motorcycle past merchandise stalls i

Nach der Rückeroberung des Viertels Ramussa im Süden gelang es den Rebellen zuletzt, den Belagerungsring wieder zu durchbrechen. Mit den jüngsten Geländegewinnen geraten nun die 1,2 Millionen Einwohner in den von der Regierung gehaltenen Vierteln im Westen verstärkt unter Druck. Die Einwohner deckten sich mit Essen und Wasser ein aus Sorge, dass auch die letzte offene Versorgungsroute der Stadt abgeschnitten wird.

In der Nacht auf Montag gelang es der Armee, einen Konvoi mit Nahrungsmitteln über eine Route im Norden in die Stadt zu bringen. Laut der Beobachtungsstelle ist die Castello-Straße die letzte offene Verbindung in die Viertel unter Kontrolle der Regierung.

Der französische Syrien-Experte Thomas Pierret sagte, die Schlacht um Aleppo werde nicht den Ausgang des Bürgerkriegs entscheiden, doch den weiteren Verlauf des Konflikts prägen. Sollten die Rebellen gewinnen, würde die Regierung auf Damaskus, Homs, den Golan und die Küstenregion zurückgeworfen. Gewinne die Regierung, würde den Aufständischen vor allem noch die Provinz Idlib bleiben, sagte Pierret.

In dem seit März 2011 andauernden Bürgerkrieg in Syrien wurden mehr als 280.000 Menschen getötet und Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Im Land herrscht eine schwere humanitäre Krise.

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