Syrien: Auch Cameron droht Assad

Syrien: Auch Cameron droht Assad
Der Einsatz von Chemiewaffen sei "vollkommen inakzeptabel", sagt auch der britische Premier. EU und UNO rufen zu mehr Hilfe für Zivilisten auf.

Nach einem Telefonat haben der britische Premierminister David Cameron und US-Präsident Barack Obama die syrische Führung am Mittwoch gemeinsam vor einem Einsatz von Chemiewaffen gegen Rebellen gewarnt. Ein solcher Schritt wäre "vollkommen inakzeptabel", teilte Camerons Büro mit. Zudem würde er London und Washington "zwingen, ihre bisherige Herangehensweise zu überdenken". Obama hatte am Montag erstmals direkt mit einem Eingreifen in Syrien gedroht.

Nach einem weiteren Telefonat mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande teilte Cameron am Mittwoch zudem mit, London, Washington und Paris wollten die gegen den syrischen Staatschef Bashar al-Assad kämpfende Opposition weiterhin unterstützen. Ziel sei es, eine "glaubwürdige Opposition" aufzubauen.

Angriffe auf Damaskus

Am Mittwoch hatte die syrische Armee mehrere Großangriffe auf Rebellen in der Hauptstadt Damaskus und der Wirtschaftsmetropole Aleppo gestartet und dabei laut Aktivisten mehr als hundert Menschen getötet. Die oppositionelle Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete zudem von einem Massaker in der Hauptstadt, bei dem mehr als 40 Zivilisten getötet worden seien.

Der Konflikt zwischen der syrischen Opposition und Assads Führung dauert seit Mitte März 2011 an. Syrien soll über Nervengas und biologische Kampfstoffe verfügen. Die Führung in Damaskus hatte Ende Juli erklärt, Chemiewaffen im Fall eines Angriffs aus dem Ausland einsetzen zu wollen, nicht aber gegen die eigene Bevölkerung.

EU und UNO rufen zu mehr Hilfe für syrische Zivilisten auf

Die Vereinten Nationen und die EU haben zu mehr Hilfe für die notleidende Zivilbevölkerung Syriens aufgerufen. Über 2,5 Millionen Menschen bräuchten Hilfe, denn ihnen fehlt es mitten im Bürgerkrieg an Allem: Nahrung, Wasser, Unterkunft oder Medikamente. UNO-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos rief die internationale Gemeinschaft zu mehr finanzieller Hilfe auf. Zuvor hatte die für humanitäre Hilfe zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgiewa Kampfpausen gefordert, um die notleidende Zivilbevölkerung zu versorgen.

"Wir haben Probleme, zu notleidenden Menschen durchzukommen, vor allem in Kampfgebieten", sagte Amos, die vor wenigen Tagen die Lage in Syrien sondiert hatte. "Aber auch die Finanzierung behindert uns", klagte sie in New York über die fehlenden Gelder für die verschiedenen Hilfsorganisationen. "Wenn wir mehr Mittel hätten, könnten wir mehr Menschen erreichen." Neben der mangelnden medizinischen Versorgung machte sich Amos auch Sorgen um die Kinder: "Für Tausende von Kindern wird es einen Ausfall des Unterrichts mit Beginn des neuen Schuljahres im September geben, falls bis dahin keine Lösung zur Unterbringung der Vertriebenen gefunden wird.

EU-Kommissarin Georgiewa schlug vor, die Konfliktparteien zu Kampfpausen zu bewegen. "Die Kämpfe für eine Stunde oder zwei Stunden anzuhalten, damit Verwundete versorgt werden können - das ist bedauerlicherweise noch nicht geschehen", sagte Georgiewa dem Informationsdienst dpa Insight EU am Mittwoch in Brüssel.

Amos und Georgiewa reagierten auf einen wachsenden Strom von Flüchtlingen. Mindestens 2,5 Millionen Menschen in Syrien benötigten humanitäre Hilfe, mindestens 1,2 Millionen seien Vertriebene im eigenen Land, sagte Georgiewa. "Da Aleppo und Damaskus keine sicheren Gebiete mehr sind, gibt es nur noch außerhalb des Landes Hoffnung auf Sicherheit." Dies bedeute, dass im Libanon, in Jordanien und auch in der Türkei immer größere Probleme entstünden. "Hilfe innerhalb Syriens ist wichtig für jene, die im Konflikt gefangen sind, aber sie ist auch wichtig, um Auswirkungen auf die Nachbarländer zu reduzieren", sagte sie.

Neuer Syrienvermittler

In New York wird am Freitag der neue Syrienvermittler von UNO und Arabischer Liga, Lakhdar Brahimi, zu Gesprächen am Hauptsitz der Vereinten Nationen erwartet. Brahimi werde sich mit Generalsekretär Ban Ki-moon und anderen "hochrangigen Offiziellen" treffen, sagte ein UNO-Sprecher.

 

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