Wo Teile der Öl-Einnahmen direkt auf den Konten der Bürger landen
Jeder fünfte der rund 600.000 Einwohner Surinams lebt in Armut, weist eine Statistik der Weltbank aus. Doch das soll sich nun rasch ändern.
Quelle des künftigen Wohlstandes: große Ölfelder, die vor der Küste des südamerikanischen Staates gefunden wurden und die ab 2028 bis zu 220.000 Barrel (zu je 159 Liter) täglich liefern sollen – nicht gerade förderlich für das Klima, aber sehr wohl für die Einnahmen. Diese werden für die kommenden zehn bis zwanzig Jahre mit rund zehn Milliarden US-Dollar veranschlagt. Und daran will die Regierung die Bürger und Bürgerinnen direkt beteiligen.
So soll jeder Surinamer zunächst einmal 750 US-Dollar erhalten, die auf einem Bankkonto mit sieben Prozent verzinst werden. „Ihr seid die Ko-Eigentümer unserer Öl-Einkünfte“, sagte Präsident Chan Santokhi jüngst zu seinen Landsleuten. Man habe aus den Fehlern anderer Öl-Förderländer gelernt, in denen die Petro-Dollar nicht bei der Bevölkerung angekommen seien. Als Beispiele nannte der Staatschef Venezuela, Angola oder Algerien.
Stattdessen habe man sich an Norwegen ein Beispiel genommen und nach diesem Vorbild ebenso einen Fonds geschaffen, der mit den erwarteten Einnahmen gespeist werden soll. Dieser könnte rasch wachsen. Zum Vergleich: Der Pott in dem nordeuropäischen Staat ist mittlerweile auf umgerechnet 1,6 Billionen Euro angeschwollen.
Doch Surinam, wo der französische Multi Total die Ölfäden zieht, ist nicht der einzige Staat der Region, der seine Einwohner an den sprudelnden Öl-Quellen beteiligt. Auch das Nachbarland Guyana zahlt jedem Staatsbürger umgerechnet rund 440 Euro – und zwar egal, ob er oder sie in Guyana lebt (knapp 815.000 Einwohner) oder außerhalb in der Diaspora (rund 400.000). Abholen muss man sich das Geld allerdings im Land selbst.
Die frühere britische Kolonie (bis zur Unabhängigkeit 1966) lässt bereits seit 2019 das „Schwarze Gold“ vor seiner Küste durch ein Konsortium um den US-Konzern ExxonMobil fördern. Die Wirtschaft hob richtiggehend ab, seit 2020 wuchs sie jährlich um 20 Prozent, 2022 sogar um knapp 58 Prozent – damals der höchste Wert weltweit.
Zwischen 400.000 und 600.000 Barrel pro Tag werden derzeit aus den Lagern unter dem Meeresboden heraufgepumpt, bis 2027 sollen es 1,2 Millionen Fass pro Tag werden – und damit mehr als der große Nachbar Venezuela.
Diese riesigen Vorkommen in Guyana, deren Erlöse allerdings bisher noch nicht wirklich bei den Bürgern angekommen sind, wecken nun auch die Begehrlichkeiten der autoritären Regierung unter Präsident Nicolas Maduro in Caracas. Er erhebt Anspruch auf die Gebiete westlich des Essequibo-Flusses. Der Grund: Vor der Küste dieses Landstreifens befinden sich einige der reichhaltigen Offshore-Öllagerstätten.
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