Wahlplakate in Bozen.

© Irene Mayer-Kilani

Südtirol

Wahl-Trend: SVP verliert, Opposition legt zu

Es liegen allerdings noch keine Hochrechnungen vor.

10/28/2013, 09:55 AM

Bei der Südtiroler Landtagswahl dürfte die Südtiroler Volkspartei ihre absolute Mandatsmehrheit verlieren. In den ersten ausgezählten Sprengeln (30 Prozent der 487) verlor die SVP fast zwei Prozentpunkte und kam auf 42,0 Prozent. Deutliche Gewinne dürfte es für Freiheitliche und Grüne geben.

Bei diesen Ergebnissen handelt es sich um einen Trend, keine Hochrechnung. Ausgezählt waren vorwiegend kleinere Sprengel.

Die FP legte in diesen Sprengeln auf 16,3 Prozent zu (2008: 12,9), die Grünen auf 8,9 (2008: 6,1). Die Süd-Tiroler Freiheit kam dort auf 6,2 Prozent (2008: 4,2). SVP-Koalitionspartner PD steigerte sich auf neun Prozent (2008: 7,7).

2008 hatte die SVP mit 48,1 Prozent 18 der 35 Sitze im Landesparlament erreicht und die Mandatsabsolute hauchdünn verteidigt. Ein vorläufiges Endergebnis soll bis zum Nachmittag feststehen.

Die Geschichte Südtirols

1919: Bis Ende des Ersten Weltkrieges war Südtirol ein Teil von Tirol und damit der österreichischen Habsburger Monarchie. 1919 wurde Südtirol im Friedensvertrag von Saint-Germain gegen den Wunsch der zu 90 Prozent deutschsprachigen Bevölkerung Italien zugesprochen.

Sehr bald wurde mit der Italianisierung des Landes begonnen, Diktator Mussolini trieb sie weiter voran: Der Gebrauch der deutschen Sprache in Schulen, in Ämtern und im öffentlichen Leben wurde verboten. Durch gezielte italienische Zuwanderung sollte die Italianisierung gefördert werden.

1939 schloss Hitler mit Mussolini ein Abkommen über die Umsiedlung der Südtiroler. In der durch italienische Zwangsmaßnahmen und deutsche Propaganda geförderten „Option“ entschieden sich 213.000 Südtiroler (86 % der deutschsprachigen und ladinischen Bevölkerung) für die deutsche Staatsbürgerschaft – und wurden gedrängt, auszuwandern. Bis 1943 wanderten 70.000 Südtiroler ab. Im September 1943 wurde Südtirol von Nazi-Truppen besetzt.

1945: Nach Kriegsende forderten die Südtiroler einmütig die Rückkehr zu Österreich. Dies verlangte auch Österreich, wurde aber 1946 von den Alliierten abgelehnt. Rom und Wien handelten daraufhin das „Gruber-De-Gasperi-Abkommen“ aus. Südtirol wurden darin autonome Grundrechte zugesichert, Österreich wurde als Schutzmacht der Südtiroler Bevölkerung anerkannt. Doch die Umsetzung des Abkommens wurde jahrelang verzögert, der Zuzug italienischer Arbeitsmigranten weiter vorangetrieben. Der Unmut der deutschsprachigen Bevölkerung wuchs. Der damalige österreichische Außenminister Bruno Kreisky brachte die Südtirol-Frage vor die UNO.

Bomben: Radikale Südtirolaktivisten, die für eine Loslösung Südtirols von Italien kämpfen, verübten zahlreiche Bombenanschläge (im Volksmund „Bumser“ genannt) . Von 1956 bis 1988 wurden 361 Anschläge registriert, 21 Menschen kamen dabei ums Leben. Nach jahrelangen Verhandlungen wurde 1972 schließlich das Zweite Autonomiestatut für Südtirol abgesegnet, das der Region endlich volle Autonomierechte zusichert. 1988 wurden die Autonomie noch ausgeweitet - Südtirol kann sich seither auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet voll entfalten.

1992:Offizielle Streitbeilegungserklärung zwischen Österreich und Italien. Seither gab es allerdings immer wieder diplomatische Interventionen Wiens in Rom – vor allem, als im Zuge von Verfassungsreformen die Südtirol Autonomie beschnitten werden sollte. Heute gilt Südtirol als eines der weltweit erfolgreichsten Modelle für eine Autonomie.

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