Präsident Ramaphosa gab zu Kriegsbeginn sogar der NATO die Schuld. Mittlerweile kommen diese Vorwürfe nicht mehr, vielmehr versucht sich der südafrikanische Staatschef als Friedensvermittler zwischen Moskau und Kiew ins Spiel zu bringen.
"Neutral" mit Vorliebe für Russland
Was da als "neutrale Position" präsentiert wird, gleicht aber eher einer Neutralität mit einer speziellen Vorliebe: für Russland. Sei es aus historischer Verbundenheit – die frühere Sowjetunion finanziert den Anti-Apartheidskampf des ANC –, sei es aus grundlegender Skepsis gegen eine westlich dominierte Weltordnung.
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Und Südafrika, das wirtschaftsstärkste Land Afrikas, hat dabei entscheidenden Einfluss auf den gesamten Kontinent. "Afrika ist das Sprachrohr des Globalen Südens", sagt Hanns Bühler von der Hanns Seidelstiftung in Südafrika.
Seit 2010 ist Südafrika Mitglied der BRICS-Staaten, die sich als Gegenmodell einer westlich dominierten Welt sehen. Und die rauen Töne gegenüber den USA, aber auch Europa nehmen zu. Auch wenn Deutschland etwa an die 600 Unternehmen in Südafrika führt, werde in den Medien oft Stimmung gemacht, berichtet ein Wirtschaftstreibender. "Dann ist da die Rede von Kolonialisierung, während China bejubelt wird, wenn sie 200 Generatoren liefern."
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Lieber mit China als mit Europa
China ist bereits der größte Handelspartner Südafrikas, und auch wenn Europa Südafrika weiterhin als unverzichtbaren Wirtschaftspartner sieht, warnen Experten: Die Gefahr, von China abgehängt zu werden, sei groß. Aber auch Russland kommt wieder vermehrt zum Zug: Der Milliardenauftrag für eine Renovierung einer Raffinerie wird über die russische Gazprombank abgewickelt – eine Bank, die in der EU schon seit 2014 unter Sanktionen steht. Dass der russische Oligarch und Putin-Freund Wiktor Wexelberg der südafrikanischen Regierungspartei ANC weiterhin Millionen überweist, dürfte bei diesem Deal nicht geschadet haben.
Kritik an Österreichs Nein zu UN-Resolution
Vollends konträr zu Österreichs pro-israelischer Haltung ist schließlich die Position Südafrikas im Gazakrieg. "Die Menschen hier, die Jahrzehntelang unter der Apartheid gelitten haben, solidarisieren sich völlig mit den Palästinensern", schildert Experte Bühler. Das seit zwar nicht Staatsräson, aber Parteiräson des ANC.
Außenministerin Pandor bezeichnet das Vorgehen der israelischen Armee zuweilen als "Genozid", und auch gegenüber Schallenberg sagte sie offen: "Ich stimme der Position des österreichischen Ministers ganz und gar nicht zu." Ihre Kritik bezieht sich vor allem auf die erneute Ablehnung Österreichs der UN-Resolution, die einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas forderte. Wenn man gegen solche Resolutionen stimme, sagte sie, "gibt es keinen Frieden". Was Hamas getan habe, sei falsch, sagte Pandor, "aber wir müssen das Leid auf allen Seiten anerkennen".
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Österreich hatte die UN-Resolution erneut abgelehnt, weil die Verbrechen der Hamas im Text nicht erwähnt wurden.
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