Warum Trump chinesische Studenten wieder in die USA einlädt

Chinesische Studenten, hier an der Beijing Foreign Studies University in Peking, sind vielen Trump-Anhängern ein Dorn im Auge.
US-Präsident Trump kündigt eine Kehrtwende in seiner restriktiven Hochschulpolitik an, allerdings nur für chinesische Studierende. Damit will er China milde stimmen, verärgert jedoch seine treuesten Unterstützer.

Gleich nach der Landung am George Bush Intercontinental Airport in Houston ging es für den 22-jährigen Studenten Gu aus China ins Verhörzimmer, wo er zehn Stunden lang ausgefragt worden sein soll. Ob er oder seine Eltern Verbindungen zur Kommunistischen Partei Chinas hätten, ob er für sein Auslandsstudium von der chinesischen Regierung finanzielle Unterstützung bekommen habe, etc. Nach dem Verhör ging es für Gu zurück ins Flugzeug – Richtung China, so der Bericht der Washington Post.

Trumps Kehrtwende

Dabei hatte US-Präsident Donald Trump unlängst eine Kehrtwende in seiner ablehnenden Haltung gegenüber ausländischen Studierenden angekündigt: 600.000 chinesische Studentinnen und Studenten sollen künftig an amerikanischen Unis inskribiert sein. „Ich höre so viele Geschichten wie ,Wir werden ihre Studenten nicht einreisen lassen‘ – aber wir werden ihre Studenten einreisen lassen. Wir werden es zulassen. Es ist sehr wichtig – 600.000 Studenten“, erklärte Trump unlängst im Beisein des südkoreanischen Präsidenten Lee Jae Myung. Laut Politico sind damit 600.000 Studienplätze innerhalb der nächsten zwei Jahre gemeint.

6.000 Ausreisen im August

Trumps „America first“-Politik setzt seit Beginn seiner Amtszeit auch die US-amerikanischen Universitäten unter Druck: Milliarden Dollar an Fördergeld wurden gestrichen, ausländische Studierende aller Nationalitäten bangen um ihre Aufenthaltsgenehmigungen. Im August widerrief das US-Außenministerium laut BBC 6.000 Visa wegen Verstößen gegen US-Recht – am häufigsten betroffen waren Chinesen und Studierende, die gegen Israels Bombardierung in Gaza demonstriert hatten. Das chinesische Außenministerium forderte zuletzt ein Ende der „Schikanierung, Vernehmung und Abschiebung“ chinesischer Studierender.

Chinesen sind die zweitgrößte Gruppe ausländischer Studierender in den USA – hinter Indern und gefolgt von Südkoreanern, Kanadiern und Taiwanesen. Im Studienjahr 2023/2024 waren es rund 278.000 Chinesen, 24,5 Prozent der rund 1,1 Millionen internationalen Studierenden. Bereits im vergangenen Studienjahr ist die Zahl chinesischer Studierender wegen des angespannten Verhältnisses der beiden Länder stark gesunken.

FILE PHOTO: U.S. President Trump delivers a speech to a joint session of Congress

US-Präsident Donald Trump.

„Kommunistische Spione"

Trumps Ankündigung ist wohl ein Versuch, der Volksrepublik angesichts der restriktiven Zoll-Politik entgegenzukommen. Während eine Reaktion von chinesischer Seite noch aussteht, äußersten sich einige der glühendsten Unterstützer Trumps zum Vorschlag – allerdings alles andere als erfreut: „Warum lassen wir zu, dass 600.000 Studenten aus China die Chancen unserer amerikanischen Studenten ergreifen? Das sollten wir niemals zulassen“, schrieb die US-Abgeordneten Marjorie Taylor Greene auf X. Die rechtsextreme Influencerin Laura Loomer sprach von „kommunistischen Spionen“, die „niemand, ich wiederhole niemand, in den Vereinigten Staaten haben will“.

Rückendeckung für Trump

Rückendeckung erhielt Trump von seinem Handelsminister Howard Lutnick, der die „rationale, wirtschaftliche Sichtweise“ seines Präsidenten lobt: „15 Prozent der US-Universitäten würden ohne internationale Studierende pleitegehen.“ NAFSA, eine gemeinnützige Organisation für den internationalen Bildungsbereich, behauptete vor Kurzem, dass ausländische Studierende mehr als 378.000 Arbeitsplätze in den USA sicherten und pro Jahr rund 43,8 Milliarden US-Dollar zur US-Wirtschaft beitrügen.

Dem ausgewiesenen Chinesen Gu bleibt derzeit trotzdem nur der Weg vor Gericht übrig. Was länger dauern könnte als sein geplantes Studium in den USA.

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