Xi formiert seinen antiwestlichen Block

Chinese President Xi welcomes Russian President Putin at SCO summit in Tianjin
Der Präsident lud zum Gipfel und sieht sich schon auf Augenhöhe mit den USA. Seine Gäste verfolgen zwar auch Eigeninteressen, profitieren aber von der Allianz, vor allem Russland.

Xi Jinping beim Handshake mit dem türkischen Präsidenten Erdoğan, mit dem indischen Staatschef Modi und natürlich mit Kremlherren Putin – der oberste Führer der Chinesen und Gastgeber eines geopolitisch extrem wichtigen Gipfels in Tianjin hatte am Sonntag alle Hände voll zu tun. Und er verfolgte dabei vor allem ein Ziel: Peking als zumindest ebenbürtigen Pol zu Washington zu etablieren. Oder wie er es beim Galadiner formulierte: Die Welt erlebe Veränderungen wie seit einem Jahrhundert nicht mehr. Da müsse man Verantwortung übernehmen.

Schon länger sieht man sich im Reich der Mitte auf der Überholspur. Um dort zu bleiben, forciert Xi eine Zweckallianz vor allem mit Indien und Russland, in der alte Animositäten hintangestellt werden und von der alle wechselseitig profitieren.

Russland-China 

Russland Seit Beginn des Ukraine-Feldzuges ist Moskau isoliert. Europa hat sich weitgehend von Putins Gas- und Ölexporten abgenabelt. Diese fließen nun nach Indien und vor allem auch nach China. So stieg der bilaterale chinesisch-russische Handel insgesamt 2024 auf eine Viertelbillion Dollar – das ist eine Steigerung von rund 65 Prozent im Vergleich zu den Jahren vor der Invasion Russlands in das Nachbarland. Laut westlichen Quellen unterstützt Xi Putin mit Lieferung zur Fortführung des Krieges.

Shanghai Cooperation Organization Summit 2025

Xi mit Indiens Präsidenten Modi beim Treffen in Tianjin

Schon 2022 hatten Moskau und Peking eine strategische Partnerschaft ausgerufen. Diese solle nach dem Willen des russischen Präsidenten in eine multipolare Weltordnung münden. Dazu könne das aktuelle Treffen der „Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit“ beitragen, an dem rund 20 Staats- und Regierungschefs teilnehmen, darunter auch aus Brasilien oder Südafrika. So solle die Vorherrschaft der USA gebrochen und auch der US-Dollar geschwächt werden. Bereits jetzt würde der bilaterale Warenaustausch fast vollständig in Rubel und Yuan abgewickelt.

Als Zeichen der inneren und äußeren Verbundenheit wird Putin bis Mittwoch in China bleiben, um an diesem Tag in Peking an der riesigen Militärparade anlässlich des 80. Jahrestages der Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg teilzunehmen. Umgekehrt war auch Xi bei den Moskauer Feierlichkeiten zum Weltkriegsende in Europa mit dabei.

Indien-China 

Die Herrschenden auf dem Subkontinent hatten meist ein gespanntes Verhältnis zum großen chinesischen Nachbarn. Vor allem Grenzstreitigkeiten führten immer wieder zu Konflikten. Vor fünf Jahren führten diese sogar zu Zusammenstößen zwischen den beiden Atommächten in der Himalaya-Region. Doch zwei weltpolitische Ereignisse änderten alles. Zum einen der Ukraine-Krieg, zum anderen die neuerliche Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten.

Ersteres bot Neu Delhi die Chance, in Form von umgeleiteten russischen Öl- und Gasexporten zu billiger Energie zu kommen (siehe vorne), um den wirtschaftlichen Aufschwung so richtig voranzutreiben. Doch das gefiel Donald Trump gar nicht. Er belegte Indien mit 50 Prozent Einfuhrzöllen – und trieb das Land förmlich in die Hände des großen Rivalen auf der Weltbühne – China.

Jetzt wird zwischen den beiden bevölkerungsreichsten Ländern des Planeten eine umfassende Harmonie beschworen (zusammen stellen sie mit 2,85 Milliarden Menschen rund ein Drittel der Erdenbürger). China und Indien seien keine Rivalen, sagte Xi zu Modi. Nach den Spannungen sei eine Atmosphäre des Friedens und der Stabilität geschaffen worden. Beide Staatsmänner betonten zu Beginn des Gipfels „Respekt, Vertrauen und Rücksichtnahme“ ins Zentrum rücken zu wollen.

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