Menschen werden mit geschenkten 1.000 Dollar pro Monat nicht faul

Open AI-Gründer Sam Altman
Mit Künstlicher Intelligenz hat der amerikanische Unternehmer, Softwareentwickler und Gründer von Open AI, Sam Altman, Milliarden gemacht. Doch noch ehe der heute 39-Jährige zum Silicon-Valley-Star aufgestiegen ist, war Altman überzeugt: „Ohne eine Art garantiertes Einkommen kann es keine echte Chancengleichheit geben.“ Solch ein Grundeinkommen sah der Investor bereits vor acht Jahren als ein plausibles Zukunftskonzept: „Wenn die Technologie weiterhin traditionelle Arbeitsplätze eliminiert und massiver neuer Wohlstand geschaffen wird, werden wir eine Version dieses bedingungskosen Grundeinkommens auf nationale Ebene sehen“, schrieb Altman bereits 2016 in einen Blogeintrag.
Doch weil die Datenlage dafür sehr dünn war, beschloss er selbst eine lang angelegte Studie zu initiieren und vor allem mitzufinanzieren. Untersucht werden sollte, welche Wirkung eine bedingungslose Zusatzzahlung auf einkommensschwache Personen hat.
Wird ein besserer Arbeitsplatz gesucht, Weiterbildung angestrebt, mehr oder weniger gearbeitet, und arbeitet dann niemand mehr in den schlechtbezahlten Jobs? Wird etwa gar nicht mehr gearbeitet? Die Ergebnisses der Studie liegen nun vor:
Die Vorgabe: Tausend willkürlich ausgewählte Amerikaner aus Texas und Illinois, die jeweils weniger als 30.000 Dollar pro Jahr verdienten, wurden in die Studie aufgenommen. Sie erhielten zusätzlich zu ihrem Lohn 1.000 Dollar pro Monat – drei Jahre lang. Weitere 2.000 Teilnehmer wurden ausgewählt, um die Grundeinkommens-Empfänger zu kontrollieren – sie erhielten wiederum 50 Dollar pro Monat. In drei wissenschaftlichen Texten wurden die Erkenntnisse aus der Studie zusammengefasst.
https://www.openresearchlab.org/studies/unconditional-cash-study/study
- Die Ergebnisse: Kündigungswellen, weil die Menschen nicht mehr arbeiten wollten, gab es nicht. Weil aber die Grundeinkommensempfänger ein höheres Haushaltseinkommen hatten, reduzierten sie ihre Arbeitszeit – im Schnitt um 1,3 Stunden pro Woche. Dadurch aber sank wiederum das Gesamteinkommen um 1.500 Dollar im Jahr.

Schlecht bezahlte Jobs: Die Grundeinkommensempfänger arbeiteten im Schnitt 1,3 Stunden pro Woche weniger
- Ein Beispiel: Ein Arbeiter, der zusätzlich zu seinem Einkommen von 30.000 Dollar die 12.000 Grundeinkommen erhielt, kam zu Jahresende im Schnitt nicht auf 42.000 Dollar, sondern auf 40.500. Befürchtungen, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen die Menschen zur Faulheit verleitet, hat die Studie klar zurückgewiesen.
- Weiterbildung/Jobsuche: Die Sicherheit, ein Grundeinkommen zu haben, brachte mehr Personen als sonst dazu, sich einen neuen, besseren Job zu suchen. Rund zehn Prozent mehr Menschen als gewöhnlich machten sich auf die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz. Wichtig war dabei das Motiv, einen befriedigenderen Job zu finden, dafür wurde auch in Kauf genommen, weniger zu verdienen. Auch das war ein Grund, warum sich etwa nach zwei Jahren der Studie das Haushaltseinkommen nicht mehr steigerte.
Die jüngste Initiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) erzielte in Österreich rund 169.000 Unterstützungserklärungen, damit schaffte das Volksbegehren im Vorjahr die Hürde für die parlamentarische Besprechung. Alle Parteien im Nationalrat lehnen die Einführung eines BGE allerdings ab. Die Kosten seien zu hoch
1.000 Euro pro Monat
für jeden Österreicher und jede Österreicherin würden Staatsausgaben von rund 108 Milliarden Euro bedeuten
- 14 Prozent der Probanden nahmen an Weiterbildungen teil. Die Suche nach einem neuen Job hat zudem für die Grundeinkommensbezieher um 1,1 Monate länge gedauert als für alle anderen.
- Wofür das zusätzliche Geld ausgegeben wurde: Für Essen, Transport und Miete, aber auch für finanzielle Unterstützung für Familie und Freunde. Zusätzlich wurde um 10 Prozent mehr Geld für Zahnpflege/Zahnarzt ausgegeben und 20 Dollar mehr pro Monat für medizinische Versorgung: Ein Spezifikum für die USA, wo Millionen Menschen noch immer nicht krankenversichert sind. Die Ausgaben für Alkohol sanken hingegen um ein Zehntel.
- Positiv: Studienleiterin Elizabeth Rhodes von Open AI kommt zurnSchlussfolgerung, dass die Studienteilnehmer im Lauf der drei Jahre gelernt haben, zukunftsorientierter zu handeln – dass sie etwa einen Haushaltsplan aufstellten, Ersparnisse anlegten und eine bessere Ausbildung anpeilten. Nicht immer seien diese Ziele erreicht worden, gibt Rhodes aber auch zu bedenken. Und : „Es gab eine signifikante Verringerung von Stress, psychischen Problemen und Ernährungsunsicherheit im Ersten Jahr“, schreibt Rhodes. Allerdings würde diese Verbesserungen im zweiten und dritten Jahr wieder geringer werden.
- Fazit: Kaum jemand, der die monatlichen 1.000 Dollar zusätzlich erhielt, hat seinen Job gekündigt – und wenn doch, nur um einen besseren Job zu suchen.
Die Arbeitszeit sank – die gewonnene Zeit wurde für überwiegend Freizeitaktivitäten genutzt. Kurzfristig sank der Stresslevel, doch an grundsätzlicher Armutssituation ändert auch ein bedingungsloses Grundeinkommen nichts. Elizabeth Rhodes: „Bargeld allein kann an Herausforderungen wie Krankheit, fehlender Kinderbetreuung oder hohe Wohnkosten nicht bewältigen.“
Ob Sam Altman, glühender Befürworter eines bedingungslosen Grundeinkommens, mit dem Ergebnis der Studie zufrieden ist, ließ er nicht durchblicken. Stattdessen schrieb er auf X: „Großartige, fleißige Arbeit in den vergangenen Jahren. Stolz auf das Team!“
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