Mutmaßlicher Straßburg-Attentäter von Polizei erschossen

Der gesuchte Cherif Chekatt ist Donnerstagabend von der Polizei in Straßburg erschossen worden. Präsident Macron dankte den Einsatzkräften.

Der mutmaßliche Straßburger Attentäter Chérif Chekatt ist zwei Tage nach dem Terroranschlag in der elsässischen Metropole getötet worden. Die französischen Behörden haben den Tod des mutmaßlichen Straßburger Attentäters Chérif Chekatt bestätigt. Der Bürgermeister von Straßburg, Roland Ries, sagte am Donnerstagabend in der elsässischen Metropole, "dieser Terrorist“ sei getötet worden.

Gegen 21 Uhr hätten Polizisten Chekatt im Stadtteil Neudorf ausgemacht, teilte der französische Innenminister Christophe Castaner mit. Als sie den Verdächtigen hätten verhaften wollen, habe dieser das Feuer eröffnet. Die Polizei habe den Angriff erwidert und den Täter neutralisiert.

Der Regionalzeitung Les Dernières Nouvelles d'Alsace zufolge war er mit einer Schusswaffe und einem Messer bewaffnet.

In Neudorf unweit des Stadtzentrums hatte sich der mutmaßliche Täter unmittelbar nach dem Anschlag am Dienstagabend mit einem Taxi absetzen lassen und war danach verschwunden. In der Nähe befindet sich seine Wohnung, die durchsucht worden war.

Nach Angaben des Senders hatte Chekatt am Donnerstag eine Frau angesprochen. Diese habe bemerkt, dass der Mann verletzt gewesen sei. Sie habe darauf die Sicherheitskräfte alarmiert. Chekatt sei gegen 21.00 Uhr getötet worden.

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron dankte den Sicherheitskräften für ihren Einsatz. "Danke an alle mobilisierten Dienste, Polizisten, Gendarmen und Soldaten", schrieb Macron am Donnerstagabend im Kurzbotschaftendienst Twitter. Er sicherte ein "totales Engagement" im Kampf gegen den Terrorismus zu.

Suche nach Komplizen

Nach dem Tod des mutmaßlichen Attentäters Cherif Chekatt sucht die Polizei nach möglichen Komplizen. Die Ermittler wollten herausfinden, ob der 29-Jährige während seiner Flucht unterstützt worden sei, sagte der Chefermittler der Pariser Antiterror-Staatsanwaltschaft, Remy Heitz, am Freitag in Straßburg.

Heitz berichtete, dass sich sieben Menschen in Polizeigewahrsam befänden. Dabei handle es sich um vier Familienangehörige und drei der Familie nahestehende Personen. Zwei von ihnen seien in der Nacht auf Freitag festgenommen worden.

Verbindung zum IS?

Der Nachrichtenkanal der Terrormiliz "Islamischer Staat" verbreitet unterdessen, dass Chekatt ein "Soldat" des IS gewesen sei, berichtet die französische Zeitung Le Figaro.

Französische Anti-Terror-Kräfte hatten das Viertel am Nachmittag mit einem Großaufgebot durchsucht. Chekatt war am Dienstag nach dem Attentat mit einem Taxi nach Neudorf geflohen. Seitdem war er abgetaucht. Insgesamt suchten in Frankreich und Deutschland mehr als 800 Sicherheitskräfte nach Chekatt.

Eva Twaroch (ORF) zum Polizeieinsatz

Der Angreifer hatte am Dienstagabend in einer belebten Einkaufsgasse nahe dem Straßburger Münster und dem Weihnachtsmarkt das Feuer auf Passanten eröffnet und Menschen auch mit einem Messer angegriffen. Augenzeugen zufolge rief er dabei "Allah Akbar" ("Allah ist groß"). Vier Menschen wurden getötet und zwölf weitere verletzt, einige von ihnen schwer.

Der traditionelle Weihnachtsmarkt im Herzen Straßburgs soll am Freitag wieder für Besucher geöffnet werden, wie der französische Innenminister Christophe Castaner am Donnerstagabend in der elsässischen Metropole ankündigte.

Was weiß man über Chekatt?

Der 29-Jährige hat nordafrikanische Wurzeln. In einem deutschen Gerichtsurteil für eine frühere Tat heißt es, er sei mit sechs Geschwistern in Straßburg aufgewachsen. Die Schule habe er mit einem dem Hauptschulabschluss vergleichbaren Abschluss verlassen, aber keine Ausbildung gemacht. Danach habe er bei der Gemeinde gearbeitet. Seit 2011 sei er arbeitslos gewesen und nach eigener Aussage viel gereist.
Nach Angaben des französischen Innenministers Christophe Castaner wurde Chekatt mit 13 Jahren das erste Mal verurteilt. Nach einem Urteil des deutschen Amtsgerichts Singen aus dem Oktober 2016 wurde Chekatt bereits 2008 in Frankreich wegen mehrerer Einbruchdiebstähle zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe verurteilt. 2013 belegte ihn ein Gericht im schweizerischen Basel wegen weiterer Einbruchdiebstähle mit einer weiteren Haftstrafe von anderthalb Jahren. Beide Strafen verbüßte er nur zum Teil. Vom Amtsgericht Singen wurde er dann im Oktober 2016 wegen schweren Diebstahls zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Von Januar bis Oktober 2016 saß er in Konstanz im Gefängnis, bis Ende Februar 2017 dann in Freiburg. 2017 wurde er nach Frankreich abgeschoben.

Nach Angaben des französischen Chefermittlers Rémy Heitz war Chekatt der Gefängnisleitung im Jahr 2015 für seine Radikalisierung bekannt. Er war in der Sicherheitsakte „Fiche S“ geführt, einer Liste von Personen, die als radikalisiert gelten. Außerdem wurde er Heitz zufolge in der Sicherheitsakte FSPRT gelistet - hier geht es um die Überwachung von Menschen, denen die Behörden Taten bis hin zum Terroranschlag zutrauen. Wie der Sender France Info berichtet, wurde er dort seit Januar 2016 geführt. Chekatt wurde vom Inlandsgeheimdienst DGSI überwacht - France Info zufolge seit seiner Freilassung aus der Haft 2015.

Nach Angaben des Staatssekretärs Laurent Nunez wurde während seiner Gefängnisaufenthalte festgestellt, dass Chekatt sich radikalisiert habe. Es habe nach Wissen der Behörden aber keine Versuche gegeben, nach Syrien zu gehen, um dort am Krieg teilzunehmen.

Die französischen Behörden gehen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur davon aus, dass sich der mutmaßliche Attentäter während seiner Haftzeit im Ausland radikalisiert hat. Den baden-württembergischen Justizbehörden fiel er allerdings nicht mit einer radikal-islamischen Gesinnung auf.

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