Steinbrück im Absturz

Der grimmige Blick ist sein Markenzeichen, für den Kanzler reichte er aber nicht.
Merkels SPD-Herausforderer verliert in Umfrage massiv.

Peer Steinbrück muss froh sein, dass die Bundestagswahl erst in zehn Monaten stattfindet. Denn der SPD-Herausforderer von Kanzlerin Angela Merkel hat binnen eines Monats neun Prozentpunkte an Beliebtheit eingebüßt und ist vom dritten auf den sechsten Platz zurückgefallen (ARD-Deutschlandtrend). Zugleich stieg Merkels Ansehen: 68 Prozent sind mit ihr „zufrieden oder sehr zufrieden“. Steinbrück liegt jetzt 17 Punkte hinter ihr. Die Union erreichte den höchsten Wert seit 2007.

Es ist nicht die Höhe von Steinbrücks Vortragshonoraren (1,25 Millionen Euro seit 2009), die viele Bürger kritisch sehen, sondern sein Krisenmanagement, nachdem sie bekannt wurde. Erst hatte er sich geweigert, die Summe überhaupt zu nennen, die – Buchhonorare mitgerechnet – sogar über zwei Millionen Euro liegt. Erst unter Druck, auch aus der SPD, rückte er damit heraus.

Sehr nachteilig dürfte das höchste Honorar sein: Für einen gut 90-minütigen „Talk“-Auftritt, in dem mehr über Fußball als Wirtschaft gesprochen wurde, kassierte Steinbrück von der hochverschuldeten Stadt Bochum 25.000 Euro. Die spendete er aber nicht wie die meisten anderen Talker. Nach der Diskussion darüber zwang er per Anwalt die SPD-regierte Stadt, ihre Behauptung zu unterlassen, sie hätte auch ihm die Erwartung einer Spende signalisiert. Erst nach der neuesten Umfrage ließ Steinbrück gestern durchsickern, dass er das Geld spenden werde.

Unglaubwürdig

All das macht den Ex-Finanzminister aus Merkels großer Koalition vielen Menschen weniger sympathisch und glaubwürdig. Auch wird sein Einsatz für mehr soziale Gerechtigkeit, die Kernaussage der SPD im schon begonnenen Wahlkampf, infrage gestellt – vor allem von linken Wählern. Die Umfrage zeigt auch, dass es Steinbrück nicht gelingt, der CDU Mitte-Wechselwähler wegzunehmen. Und das liegt wohl nicht
nur an der unspektakulär regierenden Kanzlerin.

Steinbrück hat auch ein Problem mit den SPD-Frauen: Sie kritisieren, dass sein Team nur aus Männern besteht. Die nachgeschobene Argumentation, auch Generalsekretärin Nahles und Schatzmeisterin Hendricks seien am Wahlkampf beteiligt, lassen sie nicht gelten.
Um sein früheres Image als Linken- und Frauenquoten-Verächter, das ihm auch manche Rede-Honorare von Wirtschaftsverbänden und Banken eintrug, abzumildern, erschien Steinbrück zuletzt in der SPD-Zentrale demonstrativ mit seiner Tochter. Das beeindruckte dort aber wenig: Denn Wirtschaftslobbyisten wie sie mag die SPD-Linke nicht.
Es gibt bereits Stimmen, die das Nachdenken über einen anderen Kandidaten forcieren: Die Grünen als potenzielle Partner sind da allerdings weiter als die SPD.

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