Srebrenica: 38 Täter bekamen bisher 637 Jahre

Ein Überlebender des Srebrenica-Massakers betet an den Gräbern der Verstorbenen.
21 Jahre nach dem Massaker in der Stadt in Bosnien Herzegowina stehen noch einige endgültige Urteile des UNO-Tribunals aus.

21 Jahre nach dem Massaker von Srebrenica, dem schwersten Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg, sind insgesamt 38 Personen in Bosnien-Herzegowina und vor dem UNO-Tribunal in Den Haag rechtskräftig verurteilt worden. Sie wurden zu insgesamt 637 Jahren Haft verurteilt, drei Mal verhängt das Gericht lebenslänglich, wie der bosnische TV-Sender "BHT" am Montag berichtete.

Weiterhin nicht abgeschlossen ist der Prozess gegen den früheren Präsidenten der Republika Srpska, Radovan Karadzic, der Ende März vom UNO-Tribunal zu 40 Jahren Haft verurteilt worden war, jedoch Berufung eingelegt hat. Auch das Verfahren gegen seinen damaligen Militärchef Ratko Mladic ist noch im Gang.

Offizielle Gedenkfeier

Am heutigen Montag fand in Potocari bei Srebrenica die offizielle Gedenkfeier anlässlich des 21. Jahrestages des Völkermordes statt. Jedes Jahr werden Opfer des Massakers - in diesem Jahr 127 - auf dem dortigen Friedhof beigesetzt. Mehr als 10.000 Menschen haben am Montag am Friedhof von Potocari des 21. Jahrestages des Massakers im nahegelegenen Srebrenica gedacht.

Der Bürgermeister von Srebrenica hatte der serbischen Staats- und Regierungsspitze auf Wunsch der Familienangehörigen der Opfer eine Teilnahme an der Gedenkveranstaltung untersagt. Erst am Samstag hatte sich der serbische Präsident Tomislav Nikolic erneut gegen die Annahme einer von mehreren Kleinparteien eingebrachten Resolution ausgesprochen, die das Massaker von Srebrenica als Völkermord klassifiziert hätte. Man könne keinen Text annehmen, in dem nur ein Volk als Opfer bezeichnet wird, erklärte Nikolic.

Bei der Gedenkfeier am Montag forderten der Präsident des UNO-Kriegsverbrechertribunals, Carmel Agius, sowie der Präsident des bosnischen Staatspräsidiums, Bakir Izetbegovic, einmal mehr eine Anerkennung der Völkermordes von serbischer Seite. Dies wäre ein erster Schritt zur wahren Versöhnung, betonte Izetbegovic. "Das, was vor 21 Jahren in Srebrenica passiert ist, ist eine tragische Realität, die nicht geändert werden kann", unterstrich Agius.

Republika Srpska leugnet weiterhin Völkermord

Der Internationale Gerichtshof hatte 2007 das Srebrenica-Massaker als Völkermord qualifiziert. Der amtierende, umstrittene Präsident der Republika Srpska, Milorad Dodik, leugnete am Montag einmal mehr den auf dem Staatsgebiet der heutigen Republika Srpska stattgefundenen Völkermord. Die Serben würden den Völkermord nie anerkennen, weil er nie stattgefunden habe, betonte Dodik.

Bosnisch-serbische Truppen hatten im Juli 1995 in Srebrenica rund 8.000 Männer und Burschen brutal ermordet, nachdem sie die dortige UNO-Schutzzone eingenommen hatten. Die Leichen der Ermordeten wurden nach Kriegsende in mehreren Massengräbern entdeckt, nach 1.000 Opfern wird nach offiziellen Angaben weiterhin gesucht.

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