Splittergruppen in Gaza schließen sich zusammen

Sowohl Israel als auch die Hamas wollen Waffenruhe, stellen aber Bedingungen.

Israel kämpft gegen die Hamas. Doch der eigentliche Gegner heißt „Kassam“. Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass sie das letzte Wort im Gazastreifen hat. Die Essedine-al-Kassam-Brigaden, das ist der militärische Arm der Hamas. Doch der nimmt seit einiger Zeit keine Befehle von den politischen Führern mehr entgegen. Es ist eher umgekehrt.

Unterstützt von Iran, Syrien, Sudan und anderen hat sich die Kassam unter ihrem vorigen Mittwoch getöteten Anführer Ahmed al-Jabari in den letzten Jahren professionalisiert. Auch wenn die Gruppe bei Verhandlungen – wie bei jenen um die Freilassung des fünf Jahre gefangen gehaltenen Soldaten Gilad Shalit – als Gesprächspartner bereitstand, bleibt sie eine fundamentalistische Organisation, deren Ziel es ist, Israel zu terrorisieren und im besten Fall auszulöschen.

Kultstatus

Die Gruppe zählt rund 15.000 Kämpfer und hat in Gaza geradezu Kultstatus. Wenn der Sohn im Teenageralter rekrutiert und indoktriniert wird, ist die Familie für gewöhnlich stolz. Keiner kennt den Gazastreifen so gut wie sie. Sie hat Tunnelsysteme entwickelt, Panzerfallen aufgestellt, Waffenlager in Wohnhäusern platziert. Die meisten ihrer Kämpfer schlafen bei ihren Familien und gehen gewöhnlichen Beschäftigungen nach, um nur schwer von der israelischen Luftwaffe lokalisiert zu werden.

Neben der Kassam existieren rund zehn weitere Splittergruppen des palästinensischen Widerstandes, etwa der Islamische Jihad oder das Popular Resistance Committee. In friedlichen Zeiten bekämpfen sie einander. „Aber jetzt arbeiten sie zusammen“, erzählt ein Journalist aus Gaza dem KURIER. „Sogar Fatah-Anhänger unterstützen die Hamas.“ Fast alle Aktionen der Gruppen sind akkordiert. 20.000 bis 35.000 Kämpfer sollen es insgesamt sein. In Gaza erwartet man, dass über den Sinai hunderte islamistische Kämpfer aus dem Ausland dazustoßen.

Waffenruhe

Während auch gestern Menschen bei Raketenangriffen starben, wünschen beide Seiten eine Feuerpause. So hört man es zumindest aus Kairo, wo Ägypten die Verhandlungen leitet und wo gestern UN-Generalsekretär Ban Ki-moon erwartet wurde. Laut Insidern habe sogar Jabari kurz vor seinem Tod Bereitschaft gezeigt, einem Waffenstillstand zuzustimmen.

Sowohl Palästinenser als auch Israelis stellen Bedingungen für eine Waffenruhe. Erstere wünschten sich am Sonntag die Aufhebung der Gaza-Blockade und das Ende der gezielten Tötungen. Gestern wollten sie zumindest Garantien, dass Israel die Feuerpause einhalten würde. Israel verlangte eine sofortige Einstellung des Raketenbeschusses aus Gaza. Wenn Diplomatie den Frieden garantiere, sei eine Bodenoffensive unnötig, hieß es.

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