Griechenland sieht aktuell "keine Kriegsgefahr" mit der Türkei

Griechenland sieht aktuell "keine Kriegsgefahr" mit der Türkei
Trotz wiederholter Drohungen Erdoğans sieht der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis keine Gefahr eines bewaffneten Konflikts. Man wolle "Probleme auf Grundlage des Völkerrechts lösen".

Trotz wiederholter Drohungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan sieht der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis keine Gefahr eines bewaffneten Konflikts. "Nein, wir werden keinen Krieg mit der Türkei führen, obwohl wir in den vergangenen Jahren viele Spannungen erlebt haben", sagte er am Donnerstag in Davos in einem CNN-Interview. "Wir müssen mit der Türkei wie reife Erwachsene reden und unsere Differenzen wie die Frage der Seegrenzen beilegen."

Aufgrund der geografischen Gegebenheiten in der Ägäis sei dies eine komplizierte Angelegenheit, fügte der konservative Regierungschef Griechenlands (Nea Dimokratia/ND) am Rand des Weltwirtschaftsforums (WEF) in dem Schweizer Skiort hinzu. "Wie müssen die Probleme mit unseren Nachbarn auf der Grundlage des Völkerrechts lösen. Das geht, wenn man seine Nachbarn nicht bedroht und die Kommunikationskanäle offen lässt."

Griechenland sieht aktuell "keine Kriegsgefahr" mit der Türkei

Am 13. Mai 2022 trafen sich Mitsotakis und Erdoğan in Istanbul.

Allerdings konnte sich Mitsotakis einen Seitenhieb auf Erdoğan nicht verkneifen: "Es ist nicht hilfreich, nationale Fragen für interne Zwecke zu instrumentalisieren, und durch diese Art und Weise die öffentliche Meinung zu vergiften." Athen wirft Erdogan schon länger vor, bilaterale Streitigkeiten um Rohstoffressourcen in der Ägäis künstlich zu schüren, weil in der Türkei demnächst vorgezogene Präsidentschafts- und Parlamentswahlen abgehalten werden dürften. Aktuell wird mit einem Wahltermin Mitte Mai spekuliert.

Türkische Drohgebärden

Zuletzt war die Lage zwischen den beiden NATO-Partnern in der Ägäis äußerst angespannt. Erdoğan hatte Griechenland in den vergangenen Wochen die Möglichkeit von Raketenangriffen auf griechisches Territorium angedeutet. Er stellte unter anderem die Souveränität Griechenlands über zahlreiche bewohnte und unbewohnte griechische Inseln im östlichen Mittelmeer infrage und fordert den Abzug aller griechischen Truppen von diesen Inseln. Öfters drohte er mit dem Satz: "Wir könnten plötzlich eines Nachts kommen."

Griechische Diplomaten sehen die Lage weniger entspannt als der Premier. Sie richteten laut Medienberichten ein Schreiben an UNO-Generalsekretär António Guterres, in dem sie Forderungen ihrer türkischen Kollegen nach einer Entmilitarisierung griechischer Inseln scharf zurückwiesen. Die Anschuldigungen der Türkei, dass Griechenland unerlaubt hohe Militärpräsenz auf Inseln in der Nähe zur türkischen Küste zeige, entbehre jeder Grundlage. "Sie werden von einem Land erhoben, das systematisch und offen mit Krieg droht, die Souveränität und die Hoheitsrechte Griechenlands in Frage stellt und das Völkerrecht und das Seerecht missachten sowie täglich den nationalen Luftraum und die griechischen Hoheitsgewässer verletzt."

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