Hunderte belgische Soldaten auf der Suche nach untergetauchtem, bewaffneten Extremisten
Haarsträubende Pannen gingen der Suche nach einem hochgefährlichen, abtrünnigen Elitesoldaten voraus
28.05.21, 18:00
Es waren Szenen wie in einem Kriegsgebiet: An die vierhundert bis an die Zähne bewaffnete belgische Soldaten und Polizisten haben tagelang den Nationalpark Hoge Kempen durchkämmt – vergeblich: Den dort vermuteten 46-jährigen Jürgen Conings haben sie nicht aufgespürt.
Mittlerweile, fast zwei Wochen nach dessen Untertauchen, fehlt von dem hochgefährlichen, zum Scharfschützen ausgebildeten Berufssoldaten jede Spur.
Kurz nach Conings Verschwinden tauchten drei Abschiedsbriefe auf. Darin kündigte er einen „Anschlag auf das Regime“ an, und „auf die Politiker und Virologen, die meine Freiheit einschränken“.
Ausdrücklich im Visier hatte er dabei Belgiens prominentesten Virologen Marc Van Ranst. Wie man mittlerweile weiß, hat der Soldat dem angesehenen Wissenschafter vor dessen Haus aufgelauert, ehe er untertauchte. Van Ranst und seine Familie wurden an einen unbekannten, sicheren Ort gebracht.
Sprengfalle am Auto
Conings Auto wurde bald am Rand des Nationalparks entdeckt – und ließ sofort erkennen, wie gefährlich der ins rechtsextreme Eck abgerutschte Soldat ist: Die Türen seines SUVs waren mit einer Sprengfalle versehen. Im Wagen fand man vier Panzerfäuste und Munition.
Als Schießausbildner hatte der Elitesoldat freien Zugang zur Waffenkammer seines Stützpunktes in der Provinz Limburg. Und dort bediente Conings sich. Er soll mit mindestens einem Maschinengewehr, einer halbautomatischen Pistole und 2.000 Schuss Munition unterwegs sein. „Genug für einen kleinen Krieg“, schrieben einige belgische Medien.
Auf dem Radar
Der erste Schock über Conings Terrorpläne ist mittlerweile dem Ärger über eine haarsträubende Pannenserie gewichen. Denn der Armee war die Nähe des Berufssoldaten zu Rechtsextremisten seit Jahren bekannt, der Militärgeheimdienst hatte ihn auf dem Radar.
"Sehr ernster Gefährder"
Im Februar stuften ihn die belgischen Anti-Terrorsicherheitsdienste als „sehr ernsten Gefährder“ ein. Wegen seiner rassistischen und extremen Gesinnung wurde er zwar nicht aus der Armee entlassen, aber versetzt – absurderweise in eine Abteilung, die für die Verwaltung des Waffenarsenals zuständig ist.
Während Belgiens Politik und Sicherheitsdienste nun einander gegenseitig die Schuld für die Fehlerkette zuschieben, hat der abtrünnige Ex-Soldat offenbar Tausende Corona-leugnende Unterstützer gefunden. Einige Tage nach Conings Verschwinden wurde auf Facebook ein Unterstützer-Konto für ihn gegründet: Es hatte rasch 43.000 Follower.
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