Serbien: Ultranationalist Seselj denkt nicht an Haft
Der als Kriegsverbrecher angeklagte serbische Ultranationalist Vojislav Seselj hat am heutigen Montag eine Rückkehr nach Den Haag völlig ausgeschlossen. "Ich möchte sehen, wie mich (Premier) Aleksandar Vucic und (Präsident) Tomislav Nikolic nun festnehmen werden", erklärte Seselj gegenüber der Tageszeitung "Vecernje novosti". Das Berufungssenat des UNO-Tribunals für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) hat entschieden, dass der im November vorläufig freigelassene Seselj in die Haft nach Den Haag zurückkehren soll.
"Ich habe das Haager Tribunal besiegt. Sie hatten mich dort zwölf Jahre lang gesetzwidrig festgehalten, mein Recht auf ein Gerichtsverfahren in vernünftiger Zeit verletzt", erläuterte Seselj gegenüber der privaten Presseagentur Beta. Die Entscheidung des Senats über seine Rückkehr ins Gefängnis würde ihn "nicht interessieren".
Erkrankung
Seselj hatte sich im Februar 2003 dem UNO-Tribunal freiwillig gestellt. Seine vorläufige Freilassung wurde im November 2014 vom ICTY mit seinem Gesundheitszustand, namentlich seiner Krebserkrankung, begründet. Die Tageszeitung "Politika" berichtete kürzlich, dass sich Seselj in Belgrad demnächst einer Chemotherapie unterziehen wird.
Die serbischen Spitzenpolitiker Vucic und Nikolic waren bis Herbst 2008 engste Mitarbeiter Seseljs. Beide Politiker hatten nach der Trennung vom Ultranationalisten einen proeuropäischen Kurs eingenommen.
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