Schwulem Österreich-Iraner droht Todesstrafe: Vorwurf an Außenamt
Schwere Vorwürfe gegen das Außenministerium und die österreichische Botschaft in Teheran erhebt ein österreichisch-iranisches Ehepaar. Die beiden Männer haben in Österreich geheiratet, im Iran könnte aber bei der Beantragung eines österreichischen Besuchervisums für den iranischen Teil der Familie die Homosexualität des Paares offengelegt worden sein und im Iran steht darauf die Todesstrafe, berichtet das Ö1-Morgenjournal am Samstag. Zuvor hatten andere Medien berichtet.
Um Repressalien gegen die Familie im Iran zu vermeiden, will das Paar anonym bleiben. Der iranische Ehemann des Österreichers, lebt und arbeitet seit Jahren als Augenarzt in der EU. Sollte er aber wieder in seine alte Heimat einreisen, müsse damit rechnen, verhaftet und gehängt zu werden, berichtete Ö1.
Wenn seine Eltern krank werden würden oder etwas passiere, weshalb er dringend in den Iran müsse, habe er keine Alternative. "Es gibt keine Möglichkeit. Ich kann mein Land, meine Zukunft in meinem Land und alles, was ich hatte, (....) vergessen", zitierte das Morgenjournal den Betroffenen.
Die österreichische Botschaft in Teheran nehme Visa-Anträge nicht selbst entgegen, sondern habe das an eine externe Firma ausgelagert, kritisierte der österreichische Ehemann des Arztes.
Außenamt weist Verantwortung zurück
Das Außenministerium in Wien weist den Abgaben zufolge jede Schuld von sich. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe habe man sofort eine Untersuchung eingeleitet, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. "Es wurden keine Unregelmäßigkeiten und keine Verletzung der Verschwiegenheitspflicht festgestellt", zitiert Ö1 das Außenministerium.
Den Visumsprozess auszulagern sei rechtlich gedeckt, und die Mitarbeiter des Unternehmens seien ja zur Verschwiegenheit verpflichtet. Aber genauso gut hätten die Beamten der Botschaft in Teheran die Abwicklung vollständig selbst übernehmen können - was den Mann geschützt hätte, schrieb der Standard am Freitag. Das Außenamt habe trotz mehrerer Warnungen das Gegenteil getan. Ob es dies aus Homophobie, Rücksichtslosigkeit oder einfach aus Unfähigkeit getan habe, "wissen wir nicht". Klar sei nur, dass die Behörden den Mann den iranischen Behörden exponiert und ihn damit akut gefährdet hätten. Der Standard zitierte Volksanwältin Gaby Schwarz (ÖVP) mit den Worten: "Eine Entschuldigung ist angebracht."
Die Wochenzeitung Falter hatte bereits vergangenen September über den Fall berichtet. Vergangene Woche machte NEOS-LGBTIQ+-Sprecher Yannick Shetty im Kurznachrichtendienst Twitter auf den Fall aufmerksam und kündigte eine parlamentarische Anfrage an Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) an. "Unfassbares Behördenversagen: Das Außenministerium verrät die Homosexualität von Tiad F. an iranische Behörden. Österreich gefährdet dadurch sein Leben und das seiner Familie: Homosexualität wird im Iran mit der Todesstrafe geahndet", kritisierte Shetty.
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