Schwierige Annäherung zwischen Kroatien und Serbien

Präsidententreffen 2017: Vucic (Serbien) und Kitarovic (Kroatien)
Ein Berg von Streitthemen macht den heutigen Besuch des serbischen Präsidenten Vucic in Zagreb zu einer heiklen Mission

Verbal kreuzten Gast und Gastgeberin die Klingen schon einmal im Vorfeld. Lokalen Medien sagte Serbiens Präsident Aleksandar Vucic, der heute zu einem zweitägigen Besuch nach Zagreb fliegt, er stelle sich auf "schwere, direkte und offene Gespräche" ein. Seine Amtskollegin Kolinda Grabar Kitarovic hatte sich zuvor schon im kroatischen Fernsehen den Satz entlocken lassen, wonach "noch viel Wasser die Donau hinunterfließen wird, bevor unsere beiden Staaten Freunde werden".

Das Verhältnis der beiden südslawischen Völker ist traditionell gespannt. Zwar sorgte Tito im sozialistischen Jugoslawien – notfalls mit eiserner Faust – für einen Interessensausgleich. Nach seinem Tod eskalierten die alten Rivalitäten aber und entluden sich mit blutiger Gewalt in den Teilungskriegen der Neunzigerjahre. Seither herrscht kalter Frieden.

Vukovar als Fanal

Zwar legte der damalige serbische Präsident Boris Tadic 2010 im kroatischen Vukovar einen Kranz nieder und entschuldigte sich. Serbische Truppen und Freischärler hatten nach der Einnahme der Stadt im Herbst 1991 über 1.400 Zivilisten umgebracht. Darunter schwerst verwundete Patienten eines Lazaretts. Die bilateralen Beziehungen normalisierten sich. Inzwischen aber haben dort wie in Belgrad wieder Nationalkonservative das Sagen. "Das Blümlein von Vukovar ist längst verdorrt", befand kürzlich ein Kolumnist.

Vucic hatte seinen Kroatien-Besuch daher schon mehrfach verschoben. Jetzt besteht jedoch akuter Gesprächsbedarf. EU-Außen-Kommissarin Federica Mogherini nannte in der Vorwoche, als sie in Straßburg im Europaparlament die neue Westbalkan-Strategie vorstellte, nicht nur für das prowestliche NATO-Neumitglied Montenegro, sondern auch für das unentschlossene Serbien das Jahr 2025 als mögliches Beitrittsdatum. Eine klare europäische Perspektive für den wichtigsten Westbalkan-Staat, so das Kalkül, werde dem Gerangel der Türkei, Chinas und vor allem Russlands um Einfluss in der Region feste Grenzen setzen. Gleichzeitig aber machte EU-Erweiterungskommissar Johannes Hahn vergangene Woche in Belgrad wie im montenegrinischen Podgorica klar, der Beitritt falle nicht vom Himmel, er müsse hart erarbeitet werden. Voraussetzung sei die Lösung sämtlicher Probleme mit den Nachbarn.

Scheitert ein Kompromiss, könnte Zagreb den EU-Beitritt Serbiens mit seinem Veto verhindern. So wie Slowenien wegen Grenzstreitigkeiten Kroatiens Weg nach Europa für fast ein Jahrzehnt blockierte.

Grenzstreitigkeiten

Grenzstreitigkeiten und gegenseitige Gebietsansprüche haben auch Kroatien und Serbien. Es geht um mehrere Tausend Hektar Land an der Donau. Verhandelt wird seit 20 Jahren. Ohne große Fortschritte. Das gilt auch für Repatriierungen und die Klärung des Schicksals von rund 2.000 Vermissten aus dem Bürgerkrieg. Beim Gipfel soll es auch um die Restitution von Beutekunst an Kroatien, die Verfolgung von Kriegsverbrechern, die Lage der serbischen und kroatischen Minderheit auf dem Gebiet des jeweils anderen sowie die Verbesserung der Wirtschaftskooperation gehen.

Ob der serbokroatische Gipfel die Kühe vom Eis bringt, ist daher so sicher nicht. Anders als in Serbien hat in Kroatien nicht der Präsident das eigentliche Sagen, sondern der Regierungschef: Andrej Plenkovic. Und mit dem, so kroatische Medien, seien die Themen der Verhandlungen nicht abgestimmt.

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