Der Nachbar hinterm Rätikon: D Schwiz i de Identitätskrise?*

Der Nachbar hinterm Rätikon: D Schwiz i de Identitätskrise?*
Credit-Suisse-Pleite, kein Matterhorn mehr auf der Toblerone, und nun wird auch noch die heilige Neutralität diskutiert. Die Welt wandelt sich – die Schweiz auch?

*Zürcher Dialekt für "Die Schweiz in der Identitätskrise?"

Die Schweiz, eine Insel der Seligen. Umgeben von NATO-Mächten, EU-Staaten, einem Mini-Fürstentum und sehr hohen Berggipfeln, nirgendwo sonst in Europa wird mehr Käsefondue mit Kirschwasser und Schoggi gegessen. Es ist die Heimat weltbester Tennisspieler und Trainer des österreichischen Fußballteams, ein Land mit einer teils schwer verständlichen Sprache, viel Geld, Banken, direkter Demokratie und einer unantastbaren Neutralität.

Beziehungsweise war dem so. Roger Federer hat sich in die Tennispension verabschiedet, Marcel Koller ist Geschichte. Die Toblerone muss künftig ohne Matterhorn auf der Verpackung auskommen, und das mit dem Bankenwesen als Aushängeschild hat sich spätestens mit der Beinahe-Pleite der Credit Suisse erledigt. Und nun wird sogar die heiligste Kuh der Schweiz, die Neutralität, diskutiert – sogar weitaus lauter als in Österreich.

Keine Staatsräson dominiert das Wesen der Schweizer stärker – wenn man von den Eigenheiten der 26 Kantone absieht. Fast könnte man meinen, sie haben die Neutralität im Blut: höflich, diplomatisch, unauffällig, zurückhaltend, schwammig. Ja, auch das ist die Neutralität. Genau definiert ist sie nicht.

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