Es liegt aber nicht allein an solchen Aufenthalten: Die Impfkampagne in der Schweiz erreicht den albanischen Teil ihrer Bevölkerung nicht ausreichend. Aus sprachlichen und kulturellen Gründen konsumieren viele dieser Menschen kosovarische Medien. Im Kosovo begann man jedoch erst am 15. Juni mit dem Impfen, dementsprechend wurde auch nicht dazu aufgerufen. Zudem findet man in diesen Medien keine Informationen darüber, wo und wann man sich in der Schweiz impfen lassen kann oder dass es kostenlos ist.
Geld ist für viele in der Schweiz lebende Albaner aber ein wichtiger Faktor, denn sie arbeiten vermehrt im Niedriglohnsektor. Einen Krankenstand wegen Impfreaktionen will man hier vermeiden und zudem sollen einige Arbeitgeber nicht erfreut sein, wenn man während der Arbeitszeit impfen gehen möchte.
Dass so wenige ihrer Albaner geimpft sind, macht der Schweiz zu schaffen. Kürzlich wurde ein Festival der albanischen Community in Zürich einen Tag vor Beginn abgesagt und mit der Tatsache erklärt, dass sich Ferienrückkehrer aus dem Balkan überdurchschnittlich oft infizierten. Das führte zu großer Entrüstung, schließlich hätte es eine 3-G-Regelung gegeben und die aktuellen Richtlinien der Regierung wären eingehalten worden. „Diese Begründung ist diskriminierend“, äußerte sich der Rat der Albaner in der Schweiz dazu. Eine ganze Bevölkerungsgruppe so zum Sündenbock für die gegenwärtige epidemiologische Lage zu machen, sei hochproblematisch und führe zur Spaltung der Gesellschaft.
Whatsapp-Impfkampagne
In Basel, wo der Migrationshintergrund besonders hoch ist, führt das Gesundheitsdepartment bereits Informationsveranstaltungen in albanischer Sprache durch. Um mehr Albaner von der Impfung zu überzeugen, soll außerdem eine Whatsapp-Impfkampagne geplant sein.
Aktuell wird in der Schweiz aber nicht nur diskutiert, wie man Menschen mit Migrationshintergrund zum Stich bewegen kann. Auch der Rest der ungeimpften Bevölkerung soll überzeugt werden. Im Gespräch sind die Abschaffung der Gratistests, das Impfen bei Veranstaltungen oder in Supermärkten, sowie Impfgeschenke. Letztere lehnt der Gesundheitsminister jedoch ab, weil er darin eine Benachteiligung der bereits Geimpften sieht.
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