Schulz über Le Pen: "Hält Hetzreden und kassiert Diäten"

Der rote und redegewandte Schulz besucht mit Bundeskanzler Faymann eine Gärtnerei in Wien-Simmering. Er wettert gegen ein Freihandelsabkommen mit den USA: „Hohe EU-Standards müssen bleiben“
Der Spitzenkandidat der Europäischen Sozialdemokraten, Martin Schulz, nimmt in Wien die Chefin des Front National ins Visier.

Bei den Simmeringer Gärtnern, inmitten von Gemüsebeeten, legt Martin Schulz so richtig los: "Wir lassen uns die hohen Umwelt-, Nahrungsmittel- und auch Sozialstandards nicht nehmen. Wenn das so ist, dann brauchen wir mit den Amerikanern gar nicht mehr verhandeln", warnt der Spitzenkandidat der Europäischen Sozialdemokraten vor dem umstrittenen Freihandelsabkommen mit den USA.

Bundeskanzler Werner Faymann und die Nummer 1 der SPÖ, Eugen Freund, stimmen ihm vorbehaltlos zu.

Rasch geht es weiter in die Wiener City: Unter roten Luftballons spaziert das Trio die Kärntnerstraße entlang zum Stephansplatz. Schulz greift zum Mikrofon: Arbeitslosigkeit, Krise, er will Europa sozialer machen. Die Menge hört ihm aufmerksam zu. "Reden kann er ", sagt ein Passant. Ein anderer hält ihm ein Buch über die Weltwirtschaftskrise der 1930er -Jahre zum Signieren hin. "Das darf nicht mehr passieren. Wir müssen uns der Menschen, die hoffnungslos und verzweifelt sind, annehmen", antwortet er jenen, die wissen wollen, wie es weiter geht in der EU.

Schulz schimpft auf die Finanzinstitute, die schon wieder mit Geld spekulieren , das von Steuerzahlern für die Bankenrettung kam. "Die Krise ist erst vorbei, wenn 27 Millionen Arbeitslose in der EU einen Job haben." Die Zuhörer nicken, man hört die Glocken des Domes.

Eugen Freund mischt sich ein: "Martin Schulz war einmal Bürgermeister einer kleinen deutschen Stadt. Jetzt will er Bürgermeister aller Europäer werden." Mit einem Bürgermeister können die Menschen etwas anfangen, Kommissionspräsident klingt vielen zu unpersönlich, das ist eben Brüssel.

Die Zeit drängt. Bevor die rote Karawane am Nachmittag weiterzieht, gibt es noch eine Breitseite gegen Marine Le Pen, die Chefin des Front National und Favoritin, die Europa-Wahl am Sonntag in Frankreich zu gewinnen.

"Le Pen hat im Parlament keine Chance. Extremisten von rechts und links, Antisemiten und Rassisten jeder Art werden nichts bewirken, weil die große Mehrheit der Abgeordneten demokratischen Parteien angehört", sagte Schulz zum KURIER. "Le Pen ist seit vielen Jahren im Parlament, und ich kann sagen, wie sie versucht, Europa zu zerstören." Wie? "In dem sie nie da ist. Und wenn sie da ist, hält Le Pen Hetzreden und kassiert anschließend ihre Diäten. Das ist peinlich, aber gefährlich ist sie nicht."

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