Schüssel im Weißen Haus: Als die USA alles wissen wollten

Schüssel im Weißen Haus: Als die USA alles wissen wollten
2001 und 2005 traf der Kanzler US-Präsident George Bush im Weißen Haus; in New York schwitzten Sicherheitsleute mit Jogger Schüssel.

Im Dezember 2005 war der damalige Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) mit US-Präsident George Bush in Washington zusammengetroffen – der bis heute letzte Besuch eines österreichischen Kanzlers im Weißen Haus. Anlass: Österreichs EU-Vorsitz im ersten Halbjahr 2006. Man hatte vorher auch Peking und Moskau besucht, die USA waren vor allem interessiert, weil 2006 auch der EU-USA-Gipfel stattfinden sollte.

Die Gespräche drehten sich von Nordkorea (ja, auch damals) bis zum Iran, vom Irak bis zur Palästinenser-Frage, vom Taiwan bis zum Westbalkan. Eine heikle Frage waren die CIA-Überflüge mit irakischen Gefangenen über Europa.

Pressefrau ausgefragt

Heidi Glück, Pressesprecherin Schüssels, war bei der Visite nicht dabei, aber ein paar Wochen davor in den USA, im Rahmen eines Leadership-Besucherprogrammes des State Departments. Sie erinnert sich, dass sie gleich nach Ankunft – die Amerikaner wussten natürlich, dass sie im Kabinett Schüssel arbeitete – „abgefangen“ und vier Stunden „gegrillt“ wurde. Vier Beamte wollten alles wissen über die EU, über den Kanzler, über die Außenpolitik. „Das war sehr professionell, die wollten einfach vorbereitet sein“, sagt Glück.

Vorbereitet waren sie darauf, dass Schüssel auch bei solchen Besuchen nicht aufs Joggen verzichten wollte. Vier Jahre zuvor war er in New York einfach losgelaufen, eine US-Sicherheitsbeamtin, beste Läuferin, kam in Straßenschuhen gerade mit. In Washington traf Schüssel 2001 erstmals mit Bush im Weißen Haus zusammen – der Empfang kurz nach dem Terror von 9/11 galt als Anerkennung für den Abschluss der Restitutionsverhandlungen. Und war Schüssel Genugtuung nach den EU-Sanktionen wegen der FPÖ-Regierungsbeteiligung.

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