Schüsse bei Anti-Trump-Demo

Demonstrant in Portland.
Bei einer Demonstration in Portland wurde ein Mann angeschossen und schwer verletzt. Der Täter floh in seinem Auto.

Bei erneuten Protesten gegen den künftigen US-Präsidenten Donald Trump in Portland (Oregon) ist ein Mann angeschossen und schwer verletzt worden. Der Mann sei Samstag früh (Ortszeit) mit einem Autofahrer auf einer Brücke in Streit geraten, wie die Polizei mitteilte. Dann sei der Autofahrer ausgestiegen und habe mehrfach auf sein Opfer gefeuert.

Der Täter floh in seinem Wagen, der Angeschossene kam mit nicht lebensbedrohlichen Verletzungen in ein Krankenhaus. Die Polizei forderte die Öffentlichkeit auf, den Tatort sofort zu verlassen. Zuvor waren Beamte bei den Protesten mit teils brennenden Gegenständen beworfen worden.

26 Festnahmen

Schon in der Nacht zuvor war es zu Ausschreitungen bei Protesten in Portland im Westen der Vereinigten Staaten gekommen. Dabei setzte die Polizei Tränengas, Gummigeschoße und Pfefferspray ein. 26 Menschen wurden nach Polizeiangaben festgenommen. In vielen US-amerikanischen Städten demonstrieren Trump-Gegner seit dessen Wahlerfolg am Mittwoch.

Auch in Los Angeles, Miami, Atlanta, Philadelphia, San Francisco und New York gingen Trump-Gegner mit Einbruch der Dunkelheit auf die Straßen und skandierten ihren Schlachtruf "Not my president!" ("Nicht mein Präsident!"). Trumps Kritiker befürchten, dass der neue US-Präsident die Bürgerrechte beschneiden könnte. Der 70-Jährige hat nicht zuletzt mit rassistischen und frauenfeindlichen Äußerungen polarisiert. Trotz versöhnlicherer Töne seit seinem Sieg ist das Land tief gespalten.

Am Freitag ging Trump nach anfänglichen Vorwürfen auf die Demonstranten zu. "Ich liebe die Tatsache, dass die kleinen Demonstranten-Gruppen letzte Nacht Leidenschaft für unser großartiges Land gezeigt haben", twitterte das künftige Staatsoberhaupt am Freitag. "Wir werden alle zusammenkommen und stolz sein."

Weitere Proteste geplant

Für das Wochenende sind weitere Proteste geplant. Am Samstag wollen Trump-Gegner unter anderem in New York und Los Angeles demonstrieren. Organisatoren sagten, sie hätten einen langen Atem. Zur Amtseinführung von Trump am 20. Jänner wollten Zehntausende ihre Wut auf den Immobilien-Milliardär zum Ausdruck bringen, sagte Walter Smolarek, einer der Organisatoren der geplanten Veranstaltung. Am 21. Jänner wollen Frauen an einem "Million Women March" in Washington teilnehmen.

Unterdessen bereitete Trump die Amtsübernahme weiter vor und tauschte den Chef seines Übergangsteams aus. Der angehende Vize-Präsident, Mike Pence, ersetzt den umstrittenen Gouverneur von New Jersey, Chris Christie. Dem Kernteam, das 16 Personen umfasst, gehören auch Trumps Tochter Ivanka, seine Söhne Eric und Donald Jr. sowie sein Schwiegersohn Jared Kushner an. Schon bald nach seinem Amtsantritt muss Trump 4000 Posten besetzen.

Auch bei zentralen Wahlversprechen schlägt Trump mildere Töne an. So erwägt er, entgegen seiner Ankündigung zumindest Teile der Gesundheitsreform seines Vorgängers Barack Obama zu erhalten. Dem "Wall Street Journal" sagte Trump in seinem ersten Interview nach der Wahl, ein wesentlicher Grund für seinen Sinneswandel sei das Treffen mit Obama am Donnerstag. Der amtierende Präsident habe vorgeschlagen, zumindest Teile der "Obamacare" genannten Reform zu erhalten. Die von Obama 2010 eingeführte allgemeine Krankenversicherung hat Trump als Desaster bezeichnet.

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