Schlimmer geht immer: 10 Dinge, die im Jahr 2020 gut waren
1. Joe Biden gewinnt die US-Wahl
Vier zermürbende Tage lang hat es gedauert, bis sein Sieg feststand. So manchem war die Hoffnung in der Zwischenzeit abhandengekommen, prophezeiten die Umfragen doch alles andere als ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Doch am 7. November um 17.27 Uhr verkündete CNN-Moderator Wolf Blitzer, dass Joe Biden zum 46. Präsidenten der USA gewählt wurde. Und es ging ein unhörbares Aufatmen um den Globus. Denkwürdig war nicht nur die Abwahl Donald Trumps nach nur einer Amtszeit. Mit Kamala Harris wird das Amt des Vizepräsidenten erstmals von einer Frau und Afroamerikanerin bekleidet – ein bedeutsames Symbol für die Minderheit. Als Würdigung wählte das Time-Magazin die beiden zu den Personen des Jahres.
2. Dominic Thiem ist Sieger der US Open
Da jubelten selbst die emotionslosesten Zuschauer. 25 Jahre nach Thomas Muster bei den French Open holte sich Dominic Thiem als zweiter Österreicher bei den US Open einen Einzel-Grand-Slam-Titel. Vier Anläufe hatte es gebraucht, bis der 27-jährige Niederösterreicher ein Major-Endspiel für sich entscheiden konnte. Am 14. September war es soweit und Thiem setzte sich gegen Alexander Zverev in fünf Sätzen durch. Für den Niederösterreicher war es höchste Zeit, der mentale Druck enorm. „Ich will mir gar nicht ausmalen, was gewesen wäre, hätte es jetzt wieder nicht geklappt. Vielleicht hätte ich mich davon nie wieder erholt in meiner Karriere“, sagte er nach seiner Rückkehr nach Österreich.
3. Wegwerfverbot für Lebensmittel auf dem Weg
Fix ist das Wegwerfverbot genusstauglicher Lebensmittel zwar noch nicht. Aber Zuversicht ist angebracht. Immerhin hat der Konsumentenschutzausschuss im November den entsprechenden Entschließungsantrag mit den Stimmen aller Fraktionen abgesegnet. Jetzt fehlt noch der Sanctus des Nationalrats. Sobald der erteilt ist, soll es dem Einzelhandel untersagt sein, Lebensmittel wegzuschmeißen, die man noch unbedenklich verzehren kann. Warum dieses Verbot wichtig ist, zeigen die Eckdaten: In Österreich werden jährlich 800.000 Tonnen Lebensmittel weggeworfen, an die 500.000 Tonnen wären vermeidbar. Vorbild des Verbots ist Frankreich. Dort müssen sie gespendet oder für Tiernahrung verarbeitet werden.
4. Spendenrekord in Österreich
Medial wurde sie in diesem Jahr nur allzu oft besungen, die Solidarität. Dass sie tatsächlich so stark ist, überrascht dann doch. Denn die Österreicherinnen und Österreicher werden heuer so viel spenden wie noch nie, prognostiziert der Fundraising Verband. Insgesamt ist die Rede von einer dreiviertel Milliarde Euro. Und das, obwohl viele Veranstaltungen aus bekannten Gründen heuer ausfallen mussten. Ein kurzer Blick in die Zahlen zeigt: Das meiste Geld geht mit je 30 Prozent an Kinder und Tiere. In Niederösterreich und dem Burgenland ist der Anteil der Spender mit knapp 80 Prozent am höchsten. In Salzburg, Tirol und Vorarlberg hingegen wird mit durchschnittlich 146 Euro pro Spende am meisten gegeben.
5. Salzburger Festspiele mit Konzept und viel Applaus
Viel Positives gab es 2020 in puncto Kultur ja nicht zu vermelden - abgesehen von so manch erhellendem Livestream, wie etwa jener von Pianist Igor Levit oder Sänger Andrea Bocelli. Eines aber definitiv: die Salzburger Festspiele, die als einziges wichtiges Kultur-Festival weltweit stattfanden. Mit 76.500 Besuchern bei 110 Aufführungen trotzte man dem stillgelegten Kulturleben. Sie waren aber „nicht nur kulturpolitisch ein großer Erfolg“, wie das Gesundheitsministerium im Nachhinein in einer Aussendung festhielt. Das Präventionskonzept zeigte auch, dass große Kultur-Festivals in Zeiten wie diesen möglich sind. Und das durchaus fulminant, wie man mit „Elektra“ bewies.
6. Erste Frau pfeift Champions League der Männer
Man könnte sagen, es war höchste Zeit. Aber lassen wir das und freuen uns stattdessen. Und zwar über Stéphanie Frappart, die erste Schiedsrichterin, die jemals ein Spiel der Champions League der Männer leitete. So wachte die 36-jährige Französin am 2. Dezember über Ronaldo und seine Fußballerkollegen beim Spiel Juventus Turin gegen Dynamo Kiew. „Frappart perfekt“, schrieb die französische Sportzeitung „L“Equipe“ am Tag darauf. Stéphanie Frappart war früher selbst aktive Fußballerin, entschied sich aber zeitig für eine Karriere als Schiedsrichterin. Mit 19 Jahren pfiff sie ihre ersten Männerspiele, 2019 folgte ihre UEFA-Premiere. Sie gilt als äußerst kompetent, topfit und mental stark. Und nun auch als Vorbild.
Einsamster Elefant ist frei: Sieben Jahre lang lebte „Kaavan“ - auch als „einsamster Elefant der Welt“ bekannt - alleine in einem pakistanischen Zoo. Ende November wurde er in ein Naturschutzgebiet in Kambodscha umgesiedelt.
Äthiopien wird grüner: Äthiopien forstet auf. Das afrikanische Land will in den kommenden vier Jahren 20 Milliarden Bäume pflanzen, beschloss die Regierung im Juni. 2019 wurden bereits 4 Milliarden Bäume gesetzt.
Rückkehr der Wildkatzen: Zunächst gab es nur die Aufnahmen der Wildkameras. Doch dann bestätigten Genanalysen: In der Wachau gibt es wieder eine Wildkatzenpopulation. Mindestens fünf Tiere sollen in der Region leben.
Zurück in den Bäumen: Die verheerenden Buschfeuer in Australien setzten den Koalas immens zu. Jene Tiere, die mit Verletzungen davonkamen, konnten nach ihrem Klinikaufenthalt wieder erfolgreich ausgewildert werden.
Ein Uhu auf Reha: Weil er sich in einem Zaun verfangen hatte, erlitt ein Uhu in Niederösterreich zahlreiche Verletzungen. Eine Familie fand den Vogel und brachte ihn zur Reha in die Greifvogelstation. Mit Erfolg.
Trendwende in Namibia: Lange Zeit wurde das südwestliche Spitzmaulnashorn auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion als „gefährdet“ eingestuft. Damit ist es jetzt vorbei. Der Bestand erholt sich wieder.
Schneller als gedacht: Tropenwälder erholen sich rascher als gedacht. Ein Projekt auf Borneo hat gezeigt: Mithilfe des Menschen kann ein Regenwald selbst nach weitgehender Rodung wieder aufgeforstet werden.
7. Harvey Weinstein wird zu Insasse 06581138Z
Die Metoo-Bewegung jubelte, als am 24. Februar feststand: Der frühere Hollywood-Produzent Harvey Weinstein wird wegen Sexualverbrechen verurteilt. Und zwar zu 23 Jahren Haft. In dem aufsehenerregenden Prozess ging es vor allem um zwei Vorwürfe: Der 67-Jährige soll 2006 die Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oralsex gezwungen und die Friseurin Jessica Mann 2013 vergewaltigt haben. Es waren aber mehr als 80 Frauen, die ihm sexuelle Gewalt vorwarfen. Aufgedeckt wurde der Weinstein-Skandal am 5. Oktober 2017 von der New York Times. Kurz darauf wurde der Hashtag MeToo geboren, der seither millionenfach genutzt wurde. Die Verurteilung als Meilenstein für eine ganze Bewegung.
8. Erster Mensch mit Trisomie 21 absolviert Ironman
Für die Schwimmstrecke von knapp 4 Kilometern benötigte er fast 2 Stunden. Für die Radstrecke von 180 Kilometern brauchte er über 8 Stunden. Und den Marathon absolvierte er in 6 Stunden in 18 Minuten. Insgesamt war Chris Nikic am 7. November fast 17 Stunden lang unterwegs. Am Ende war er der erste Mensch mit Trisomie 21, der jemals einen Ironman absolvierte. Davon war nicht nur sein Vater überwältigt, der den 21-jährigen US-Amerikaner im Ziel stolz an sich drückte. Auch der amerikanische Triathlonverband gratulierte und stellte fest, dass Chris Nikic damit „Geschichte geschrieben“ hat. Zum Drüberstreuen gab es für den jungen Mann aus Florida noch einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde.
9. Beispielhafter Rückgang der CO2-Emissionen
Die Umwelt konnte aufatmen, im wahrsten Sinne des Wortes. 2020 gab es einen beispielhaften Rückgang der CO2-Emissionen. Und zwar um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Beispielhaft deshalb, weil der Rückgang – rein von den eingesparten Tonnen her – erheblich größer war als etwa in der Finanzkrise oder nach dem Zweiten Weltkrieg. Am größten war der Rückgang in den USA mit minus 12 Prozent, gefolgt von der EU mit minus 11 Prozent. Das geht aus einer Bilanz des Global Carbon Projects hervor. Wissenschafter glauben zwar nicht, dass die Entwicklung von Dauer sein wird. Sie könnte aber ein Anstoß sein, so die Hoffnung. Den größten Rückgang gab es übrigens im Flugverkehr, immerhin 75 Prozent.
10. Friedensvertrag zwischen Israel und arabischen Staaten
Mitten im US-Wahlkampf kam es zu einer Sensation: Am 15. September unterzeichneten Israel, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain einen Friedensvertrag – und das nach langer Feindschaft. Eingefädelt wurde die Normalisierung der Beziehungen ausgerechnet von US-Präsident Donald Trump, der sich schon mit der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt als Macher im Nahen Osten behaupten wollte. Zuletzt schlossen sich immer mehr Länder an, wie der Sudan und Marokko. Kritik gab es vonseiten der Palästinenser, die darin einen Verrat der arabischen Länder in der sowieso stets angespannten Lage sehen. Dennoch eine historische Annäherung.
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