Sacharow-Preis: Ein Signal an 26.000 Inhaftierte in Belarus

Sacharow-Preis: Ein Signal an 26.000 Inhaftierte in Belarus
Die Menschenrechts-Auszeichnung ging an die weißrussische Opposition rund um Swetlana Tichanowskaja.

Nur zwei der drei Frauen, die in Belarus seit dem Sommer als die Gesichter die Opposition gelten, waren da – die dritte sitzt seit Wochen in Haft: Das EU-Parlament hat am Mittwoch den renommierten Sacharow-Preis für die Verteidigung der Menschenrechte an die Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanowskaja und ihre Mitstreiterin Veronika Zepkalo vergeben. „Marija Kolesnikowa kann nicht hier sein, sie sitzt im Gefängnis – nur, weil sei an einer nicht genehmigten Veranstaltung teilgenommen hat“, sagten die beiden.

Der Preis, der mit 50.000 Euro dotiert ist, geht an die gesamte belarussische Opposition. Seit der von Präsident Aleksandr Lukaschenko mutmaßlich manipulierten Wahl im August gehen wöchentlich Tausende auf die Straße; immer wieder werden dutzende Menschen verhaftet – zuletzt 100 hochbetagte Demonstranten, die bei einem Pensionistenprotest dabei waren.

Politische Gefangene

„Unsere Gefängnisse sind voller politischer Gefangener“, sagte Zepkalo. Sie berichtete von Folter und Vergewaltigungen. Tichanowskaja sagte, dass bewusst Covid-kranke Häftlinge mit gesunden Inhaftierten in Zellen gesteckt würden. Seit Beginn der Proteste wurden 26.000 Personen inhaftiert.

Die EU-Staaten hatten sich zuvor auf ein drittes Sanktionspaket gegen Lukaschenko geeinigt. Parlamentspräsident David Sassoli sagte, dass die EU sich „nicht in die innenpolitischen Angelegenheiten“ einmischen wolle, aber dass man „das belarussische Volk auf dem Weg in die Freiheit unterstützen will“. Tichanowskaja, die im Exil in Litauen lebt, sagte dazu: „Eure Solidarität und eure Stimme sind wichtig, aber es sind Taten, die zählen.“ EP

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