Bereits am Donnerstag sind Regierungschefin Sanna Marin und Präsident Sauli Niinistö gemeinsam vor die Presse getreten. Die Botschaft: Finnland sei nicht in Gefahr. Niinistö könne die Angst zwar verstehen, aber der „Fokus Russlands liegt auf der Ukraine, Vergleiche mit Finnland werden unnötig oft gezogen“.
Dass diese überhaupt gezogen werden, liegt indes nicht nur an der gemeinsamen Grenze mit Russland, sondern auch an den geschichtlichen Parallelen.
Darum wurde besonders die Rede, die der russische Präsident Wladimir Putin am Montag – also noch vor der Invasion – hielt, seziert.
Besonders besorgniserregend sei die Passage über die Revolution von 1917. Danach habe Russland unter Wladimir Iljitsch Lenin der Ukraine bei der Gründung der Sowjetunion „ein Geschenk“ gemacht – und dem Land laut Putin zu großzügige Rechte eingeräumt.
„Das kann einem in Finnland einen kalten Schauer über den Rücken jagen“, urteilt die Zeitung Iltalehti. Denn Lenin erkannte im selben Jahr die Unabhängigkeit Finnlands an – ebenfalls als „Geschenk“. Er hatte erwartet, dass die Arbeiter dermaßen revoltieren würden, dass Finnland freiwillig der Sowjetunion beitreten würde. Dazu kam es trotz finnischen Bürgerkriegs aber nicht.
Niinistö betonte umgehend, dass Putin Finnland nicht einmal erwähnt habe, das Land sei also keiner unmittelbaren Bedrohung ausgesetzt. Diese Position stützen auch Historiker und Außenpolitik-Experten des Landes.
Diskussionen über NATO-Beitritt
Trotzdem wird dort nun intensiv über einen NATO-Beitritt diskutiert. Bisher hat man sich diesen immer als Option offengehalten, aber nie ernsthaft in Erwägung gezogen – auch um Russland nicht zu brüskieren.
Dass Finnland und Schweden am Freitag am NATO-Gipfel teilnahmen, hatte am Abend bereits eine Reaktion Russlands zu Folge.
Ein Beitritt der beiden Länder hätte militärpolitische Konsequenzen, sagte Marija Zaharova, Sprecherin des russischen Außenministeriums laut der russischen Nachrichtenagentur Ria. Die Rede war auch von „Vergeltungsmaßnahmen.“
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