Russland lässt seine veralteten Muskeln spielen

Putin schickt Russlands einzigen Flugzeugträger Richtung Syrien los. Der Schiffskoloss verfügt über furchterregende Feuerkraft, leidet aber auch an massiven Altersschwächen.

Mit seinen gewaltigen Rauchschwaden, die der russische Flugzeugträger "Admiral Kuznetsov" bei seiner Passage durch den britischen Ärmelkanal ausstieß, sorgte das 55.000 Tonnen schwere Schiffsungetüm in den sozialen Netzwerken für viel Häme. Über die "schwimmenden Geriatrie" wurde da ebenso gewitzelt wie über eine "Umweltkatastrophen" und die "Tatsache, dass man da "kein Radar braucht", um den Flugzeugträger zu sehen.

Doch mit oder ohne Rauchentwicklung – gesehen werden soll er, der russische Flottenverband. Zusammen mit seinen acht Begleitschiffen stellt der mehr als 35 Jahre alte Flugzeugträger den größten Flottenverband dar, den Russland seit Ende des Kalten Krieges auf den Weg geschickt hat. Der maritimen Machtdemonstration Moskaus dient dies ebenso wie seinem vermuteten Einsatzziel: Verstärkte Angriffe auf die syrische Stadt Aleppo.

Wobei internationale Militärexperten unisono darauf hinweisen: Russland habe auch ohne Flugzeugträger genug Feuerkraft durch seine in Syrien stationierte Luftwaffe zur Verfügung. Moskau gehe es daher in erster Linie darum, gegenüber dem Westen seine militärische Stärke zu demonstrieren. Gegen Ende der Woche wird der russische Flottenverband vor der syrischen Küste ankommen.

Bombenregen auf Aleppo

Die bitteren Folgen dieser militärischen Muskelspiele werden vor allem die rund 250.000 Menschen im belagerten und dauerbeschossenen Ostteil Aleppos zu spüren bekommen. 15 MiG-29 und Su-33-Kampfbomber starten von der "Admiral Kuznetov", die Begleitschiffe verfügen ebenfalls über ein großes Arsenal an Raketen und Bomben.

Sanktionen des Westens muss Präsident Putin für die Verstärkung der russischen Angriffe auf Syrien vorerst nicht fürchten. Beim jüngsten EU-Gipfel in Brüssel wurden mögliche Strafaktionen gegen Moskau wieder vom Tisch genommen.

Wenn vom russischen Flugzeugträger aus Ziele in Syrien angegriffen werden, wären dies für ihn die ersten Kampfhandlungen , seit die "Admiral Kuznetov" 1991 damals noch als sowjetisches Schiff vom Stapel lief. Gewaltige Probleme machten dem Schiffsriesen und seiner 2000 Mann starken Besatzung seither immer wieder zu schaffen.

Mehrmals kam es zu Unfällen, ein Mal musste sogar die zu Hilfe gekommene US-Navy den russischen Flugzeugträger mit Frischwasser versorgen. Probleme mit der Energieversorgung und den Wasserleitungen gebe es immer, berichteten westliche Militärs nach Besuchen des Schiffes. Und einmal, Mitte der 2000er-Jahre, überzog der mehrmals generalsanierte Flugzeugträger die Irische See mit einem riesigen Ölteppich.

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