Hausarrest für einen Oligarchen

Streit um Ölförderer: Chodorkowski vermutet Interessenkonflikt mit Putin-Freund Igor Setschin.

Wladimir Jewtuschenkow, Chef des Mischkonzerns AFK Sistema und mit einem geschätzten Privatvermögen von neun Milliarden US-Dollar auf Rang 15 der Reichen-Liste des Wirtschaftsmagazins Forbes, steht seit Dienstagabend unter Hausarrest. Der Vorwurf lautet auf Geldwäsche in besonders schwerem Ausmaß. Ihm drohen sieben Jahre Haft.

Der Oligarch soll, als er 2009 die Mehrheit an dem Ölförderer Baschneft erwarb, dessen damaligem Chef, Ural Rasimow, geholfen haben, Teile des Kaufpreises zu "privatisieren" und später zu legalisieren. Es geht dabei um 209 Milliarden Rubel (4,175 Milliarden Euro). Dafür habe Rasimow einen "Rabatt" von 500 Millionen Dollar gewährt.

Die Aktien von AFK Sistema, dessen Anteile auch an westlichen Börsen gehandelt werden, gingen am Mittwoch auf Talfahrt. Kritische Beobachter ziehen bereits Parallelen zu Jukos und Michail Chodorkowski, der jahrelang inhaftiert war. Auch Jewtuschenkow, so vermutet Chodorkowski in der Wirtschaftszeitung Wedomisti, sei der Konflikt mit einem Putin-Freund zum Verhängnis geworden: Mit Igor Setschin, dem Chef des staatlichen Ölförderers Rosneft, der 2006 über Strohmänner schon die Filetstücke von Jukos erworben hatte. Setschin sei an Ölförderer Baschneft interessiert, Jewtuschenkow aber mit den Konditionen für einen Weiterverkauf nicht einverstanden gewesen, sagte Chodorkowski. Das Verfahren gegen Jewtuschenkow zur Unzeit (Ukraine) zeige, dass Präsident Putin offenbar "nicht mehr alles im Griff hat" und nicht sieht, was "direkt vor seiner Nase" passiert.

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