Rückeroberung um Kiew, russischer Vorstoß im Süden
In der Region um Kiew geht es Schlag auf Schlag: Mehr als 40 Ortschaften haben die ukrainischen Truppen am Freitag von den russischen Streitkräften zurückerobert, nachdem Moskau angekündigt hatte, Truppenteile um Kiew abzuziehen.
Stimmen die jüngsten Angaben, sind die russischen Streitkräfte im Osten Kiews bereits mehr als 100 Kilometer entfernt, konnten die ukrainischen Streitkräfte bis zu 60 Kilometer im Norden ihrer Hauptstadt vorstoßen. Beim Vormarsch sei ihnen auch schwere russische Militärtechnik in die Hände gefallen, darunter Panzer vom Typ T-64. Ein Modell aus dem Kalten Krieg der 1960er und damit ein neuerlicher Beweis dafür, mit welcher veralteten Technik die russischen Streitkräfte in der Ukraine unterwegs sind.
„Neupositionierung“
Es ist unbestritten, dass sich die Einheiten des Kremls im Norden der Ukraine derzeit auf dem Rückzug befinden. Auch im Gebiet Tschernihiw, das östlich an Kiew anschließt, zog sich Russlands Armee am Donnerstag und Freitag unter schweren ukrainischen Angriffen zurück. Einen Anlass für Siegesmeldungen sieht NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg derzeit nicht: „Nach unseren Geheimdienstinformationen ziehen sich russische Einheiten nicht zurück, sondern positionieren sich neu.“
Erwartet wird, dass das russische Militär seine Kräfte sammelt, auffrischt und dann in den Kampf schickt. Dafür spricht auch, was britische Militärs beobachten: Aus den abtrünnigen georgischen Gebieten Abchasien und Südossetien wird Verstärkung herangeführt, um die bisher erlittenen Verluste der Russen auszugleichen. Auch dass Russland im Westen der Ukraine Tanklager und Nachschublinien attackiert, um die Ukraine militärisch zu schwächen, passt laut Militärexperten zu dieser Strategie.
Der Fokus des neuen erwartbaren Angriffs dürfte auf dem Südosten der Ukraine liegen: Am Freitag eroberten die russischen Streitkräfte die strategisch wichtige Stadt Izjum. Von dort aus führen zwei wichtige Straßen einerseits in den Rücken der ukrainischen Front am Donbass, andererseits zur Stadt Dnipro, die am Fluss Dnepr liegt. Erklärtes Ziel des russischen Verteidigungsministeriums ist die Eroberung des Donbass – mit der Einnahme von Izjum ist Moskau diesem Ziel nähergekommen. Laut ukrainischer Armee soll viel russisches, militärisches Gerät in die Stadt unterwegs sein.
DDR-Panzer für Ukraine
Die deutsche Bundesregierung hat indes einer Lieferung von Schützenpanzern aus Tschechien in die Ukraine zugestimmt. Dabei handelt es sich um 58 Fahrzeuge, die
aus Beständen der Nationalen Volksarmee der DDR stammen, wie die Welt am Freitag berichtete. Auch England und Australien sicherten die Lieferung von Gefechtsfahrzeugen zu.
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