Rot-weiß-roter Paarlauf in New York

Rot-weiß-roter Paarlauf in New York
Fischer und Spindelegger spulten auf der UN-Generalversammlung in den USA ein dichtes Gesprächs-Programm in perfekter Harmonie ab.

Heinz Fischer und Michael Spindelegger teilten sich einen Fotografen. Sie teilten sich den Fotografen nicht irgendwo, sondern auf der UN-Generalversammlung, wo ein Politiker unter hunderten Staatspräsidenten, Regierungschefs und Außenministern auf die Jagd nach prestigeträchtigen Shake-Hands-Fotos gehen kann. Der Fotograf war nach drei Tagen immer noch total entspannt.

Der linke Präsident und der konservative Außenminister repräsentierten Österreich bei der UNO in New York in perfekter Abstimmung. Auf dem "Markt der internationalen Meinungsbildung" (Fischer) spulten beide ein dichtes Programm bilateraler Gespräche ab, um dann immer wieder zu gemeinsamen Terminen zusammenzukommen. Gemeinsam trafen sie etwa Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas , dessen Wunsch nach Anerkennung eines Palästinenser-Staats derzeit allerdings von akuteren Problemen in der Region überlagert wird.

Gemeinsam berichteten Fischer und Spindelegger den Journalisten von ihren Gesprächen mit Politikern aus dem Nahen Osten: Demnach sei es nur mehr eine Frage von maximal Monaten, bis das syrische Regime stürze, auf Dauer werde sich Präsident Baschar al-Assad nicht halten können. "Dazu ist zu viel Blut geflossen", sagte Fischer.

Am Dienstag Abend warfen die Amerikaner wieder einmal das Programm um und setzten ein "transatlantisches Abendessen" für die Außenminister an. Bereitwillig verlegte der Bundespräsident das Abendessen für die österreichische Delegation nach vor, damit Spindelegger Hillary Clinton s Dinner nicht verpasste. Das "transatlantische Abendessen" ist ein traditionelles Forum, wo sich Amerikaner und Europäer allgemein über aktuelle Fragen mit Schwerpunkt Wirtschaft austauschen.

Während Spindelegger bei Hillary Clinton war, unterhielt Fischer die Teilnehmer am Abendessen in der Residenz , darunter EP-Vizepräsident Othmar Karas , mit Schnurren aus seinem Leben. Er kenne die österreichische Residenz an der Upper East Side in Manhattan schon seit 48 Jahren. 1964 hatte Fischer den US-Präsidentschaftswahlkampf zwischen Lyndon B. Johnson und Barry Goldwater beobachtet und zwei Monate in der Residenz gewohnt.

Am Mittwoch vormittag traf Fischer mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande zusammen, um die Kontakte zwischen Österreich und Frankreich zu verbessern. Zwar war Thomas Klestil mit Jacques Chirac eng gewesen, aber in der Zeit von Nicholas Sarkozy hatte Funkstille geherrscht. Fischer kennt Hollande aus früheren Tagen aus der Sozialdemokratie.

Österreichische Innenpolitik war zwischen Fischer und Spindelegger in New York kein Thema. War auch nicht nötig, denn die beiden sind bei einem großen Streitthema, der Wehrpflicht, ohnehin einer Meinung. Beide sind überzeugte Anhänger der Wehrpflicht. Fischer wird vor der Volksbefragung zwar nicht die Werbetrommel rühren, sondern sich mit Äußerungen zurückhalten, aber: "Meine Meinung dazu ist allgemein bekannt", sagt der Bundespräsident.

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