Romney will sich doch um alle kümmern

Romney will sich doch um alle kümmern
Der Präsidentschaftskandidat rudert nach fragwürdigen Aussagen zurück: "Sorge mich um 100 Prozent der Bürger".

Ich kümmere mich um alle hundert Prozent", sagte Mitt Romney am Mittwoch an die Adresse von Menschen lateinamerikanischer Abstammung. Damit versicherte der republikanische Herausforderer von US-Präsident Barack Obama im Fall eines Wahlsiegs Staatschef aller Bürger sein zu wollen. Romney spielte damit auf eine frühere Äußerung an, ohnehin nicht auf die Stimmen von "47 Prozent" der US-Wähler hoffen zu können.

"Die Menschen in Amerika werden eine bessere Zukunft haben, wenn sie mich zum nächsten Präsidenten wählen", sagte Romney im spanischsprachigen Fernsehsender Univision. Er konstatierte eine Spaltung der USA, die ihm Sorgen bereite. "Die Politik hat uns in gewisser Hinsicht auseinandergetrieben", sagte Romney. Wenn er jedoch am 6. November gewählt werde, wolle er "jedes Quäntchen meiner Energie darauf verwenden, dieses Land zusammenzubringen".

Verschärfung des US-Einwanderungsrechts

Zugleich kündigte Romney eine Verschärfung des US-Einwanderungsrechts auf Bundesebene an. Details zu diesem Punkt nannte er nicht. Jedoch sagte der Republikaner, es sei nicht sein Ziel, "Menschen im ganzen Land zu verhaften und abzuschieben". Früher in diesem Jahr hatte Romney vorgeschlagen, Menschen, die in der USA keine Arbeit fänden, sollten "sich selbst abschieben". Dafür wurde er sowohl von Obamas Demokraten als auch aus den eigenen Reihen kritisiert.

Der konservative Herausforderer von US-Präsident Barack Obama hat nach Bekanntwerden seiner abschätzigen Kommentare über ärmere Amerikaner in der Wählergunst verloren. Einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters und des Meinungsforschungsinstituts Ipsos zufolge sehen 43 Prozent der Befragten Romney als weniger vorteilhaft an als zuvor. Fast 60 Prozent der Befragten sahen in Romneys Äußerungen eine unfaire Herabsetzung eines großen Teils der Amerikaner.

"Wäre hilfreich ein Latino zu sein"

Das US-Magazin Mother Jones hatte am Montag auf seiner Internetseite ein Video veröffentlicht, das eine Rede Romneys vor reichen Spendern zeigte. Darin sprach er über jene "47 Prozent der Menschen", die im November ohnehin für Obama stimmen würden, weil sie von staatlichen Leistungen abhingen und sich selbst als "Opfer" betrachteten. Sie würden keine Einkommenssteuer zahlen, weshalb seine Pläne zur Steuersenkung bei ihnen nicht wirkten, sagte Romney.

Romney versuchte sich in der Rede auch an einem Witz über die Herkunft seines Vaters, dessen Eltern in Mexiko lebende US-Bürger waren. Wenn er mexikanische Eltern gehabt hätte, hätte ich eine bessere Chance, zu gewinnen, spielte der Republikaner auf die wachsende Bedeutung von Wählern lateinamerikanischer Abstammung an. "Ich meine, ich sage das als Scherz, aber es wäre hilfreich, Latino zu sein", fügte er hinzu.

Im Duell zwischen Obama und Romney hatte lange Zeit alles nach einem knappen Ergebnis ausgesehen. Pannen in Romneys Wahlkampf warfen diesen jedoch zurück. Zuletzt lag der Präsident in einer landesweiten Umfrage fünf Prozentpunkte vorn. Demnach konnte Obama auch in drei strategisch wichtigen Bundesstaaten punkten. So lag das Verhältnis von Demokrat zu Republikaner in Wisconsin bei 51 zu 45 Prozent, in Virginia bei 50 zu 46 Prozent und in Colorado bei 48 zu 47 Prozent.

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