Rezo: "Politiker sollen weniger Scheiße bauen"

Rezo: "Politiker sollen weniger Scheiße bauen"
Erster Show-Auftritt: Der YouTuber bringt die CDU weiter aus der Fassung. Nun war er zu Gast bei Jan Böhmermann.

Maischberger, Illner, Lanz – fast alle großen Talkshows fragten an. Und fast allen hat der junge Mann, der unter dem Künstlernamen Rezo für ein politisches Beben sorgte, einen Korb gegeben. Nur bei Jan Böhmermann machte er eine Ausnahme. Donnerstagabend war er zu Gast in dessen ZDF-Show „Neomagazin Royal“. Was den 26-Jährigen mit dem blauen Haarschopf zum begehrten Talkgast macht, dauert 55 Minuten und findet sich auf seinem YouTube-Kanal: In einem Video hat er kurz vor der Europawahl die politischen Verfehlungen der Großen Koalition, insbesondere der CDU, kritisiert, etwa beim Thema Klimawandel.

Bei Böhmermann zog er gegen Politiker generell zu Felde. Diese sollten „ein bisschen menschlicher und klarer werden in der Sprache, also nicht mehr dieses künstliche Sprachwesen“. Außerdem sollten Politiker „weniger Scheiß bauen“. Während zuvor das YouTube-Video schon nach wenigen Tagen millionenfach geklickt worden war, kam aus dem Adenauer-Haus der CDU lange Schweigen, dann Schimpfen sowie der Versuch, ein Konter-Video zu produzieren, das nie veröffentlicht wurde. Am Ende landete ein 11-seitiges PDF-Dokument auf der CDU-Website und eine Einladung zum Gespräch in Rezos Mailverteiler.

Öffentlich wie intern sorgte dieses „Hü-Hott“ für viel Kritik. Und es offenbarte die Probleme der Partei und deren Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer im Umgang mit sozialen Medien. Dass sie später eine „falsche Reaktion“ zugab, aber kurz darauf etwas nebulös Regeln im Netz einforderte, flog ihr um die Ohren.

Die große Aussprache mit Rezo blieb bisher ebenfalls aus. Der 26-Jährige verwies kürzlich im Interview mit dem Spiegel auf sein Stottern und seine Probleme, frei und fließend zu sprechen. Zudem sehe er sich nicht als Experte in einer Streitrunde, sondern als „Informatiker und Künstler, der seine Meinung gesagt hat“ und vielleicht der jüngeren Generation geholfen hat, ernst genommen zu werden.

Abgesehen davon hält er weiter den Finger in die Wunde und bringt die CDU aus der Fassung. Als Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner ein Video mit dem Nestlé-Chef veröffentlichte, kommentierte er scharf: Er müsste das Video bei gleichem Inhalt auf seinen Kanälen als Werbung kennzeichnen. Klöckner reagierte wütend und sprach von „Hatespeech“. Auch sonst versuchen Konservative, sich an Rezo abzuarbeiten, bringen sich dabei aber in Bedrängnis: Ein FAZ-Kolumnist und CDU-Politiker griffen Verschwörungstheorien auf, die auf rechten und rechtsextremen Webseiten kursieren. Nachdem dies bekannt wurde, versuchten sie sich davon zu distanzieren oder entschuldigten sich teilweise. Bei Böhmermann stellte Rezo, der aus einer Pfarrersfamilie stammt und ganz offline daheim am Esstisch politisch sozialisiert wurde, klar, dass er weder von den Grünen noch sonst jemandem dafür bezahlt wurde, den kritischen CDU-Clip zu drehen. Er habe ihn aus reinem Interesse gemacht - und schließt nicht aus, dass er wieder einen drehen wird. Vorerst will er aber einmal runterkommen, denn zuletzt war es doch "saustressig".

 

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