In Afrika getötete Reporter recherchierten über russische Söldner

Der Mord an drei russischen Journalisten in der Republik Zentralafrika wirft Fragen auf. Arbeiteten an Film über Gruppe Wagner.

Drei in der Zentralafrikanischen Republik erschossene Journalisten aus Russland sind offenbar während Recherchen zur mysteriösen russischen Söldnertruppe Wagner gestorben. Der erfahrene Kriegsreporter Orchan Jemal, sein Kollege Alexander Rastogujew und der Kameramann Kirill Radtschenko hätten bei der Recherche in Zentralafrika mit dem Zentrum für Investigationsmanagement zusammengearbeitet, wie das von dem Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski gestartete Rechercheprojekt am Dienstagabend mitteilte.

Doku über Söldnertruppe Wagner

Die drei russischen Journalisten wurden in der Nacht zu Dienstag in der Nähe von Sibut im Zentrum von Zentralafrika getötet, wie es aus zentralafrikanischen und russischen Quellen hieß. Sie waren am 27. Juli in das Land geflogen, "um Bilder über die Aktivitäten des privaten Militär-Unternehmens Wagner zu drehen", erklärte das Zentrum für Investigationsmanagement auf seiner Facebook-Seite.

In Afrika getötete Reporter recherchierten über russische Söldner

Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski

Die Chefredakteurin des Zentrums, Anastasia Gorschkowa, sagte dem unabhängigen Sender Doschd, die drei getöteten Journalisten hätten am Sonntag einen Stützpunkt in Zentralafrika besuchen wollen, auf dem sich Wagner-Söldner befänden. Ihnen sei aber der Zugang verwehrt worden, weil sie keine Akkreditierung des zentralafrikanischen Verteidigungsministeriums hatten. Bei der Recherchereise habe den Journalisten ein "Berater" der UN-Mission in Zentralafrika geholfen.

Behörden nicht informiert

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, sagte dem Staatssender Rossia 24 am Mittwoch, die Journalisten hätten die russischen Behörden nicht über ihren Aufenthalt in Zentralafrika informiert. Sie hätten angegeben, als Touristen unterwegs zu sein.

Die Gruppe Wagner wurde von dem früheren russischen Geheimdienstoffizier Dmitri Utkin gegründet. Auch wenn private militärische Kampfgruppen in Russland offiziell verboten sind, kämpfte die Gruppe Wagner laut ukrainischen Medien und Behörden seit Juni 2014 in der Ost-Ukraine an der Seite prorussischer Separatisten.

Fenstersturz im April

Auch im Bürgerkriegsland Syrien ist die russische Schattenarmee seit September 2015 aktiv, wie die Internetseite Fontanka angibt, die die Rolle privater Sicherheitsfirmen im Syrienkonflikt dokumentiert. Wie die russische Armee kämpft die Gruppe Wagner auf Seiten von Syriens Machthaber Bashar al-Assad. Im April war im russischen Jekaterinburg ein Journalist vom Balkon seiner Wohnung im fünften Stock in den Tod gestürzt, der zur Rolle der Gruppe Wagner in Syrien recherchiert hatte.

Experten zufolge zählen tausende Kämpfer zu der russischen Kampfgruppe. Als ihr Geldgeber gilt der Geschäftsmann Jewgeni Prigodschin, der Russlands Staatschef Wladimir Putin nahe steht und zahlreiche Aufträge von der russischen Armee und russischen Behörden erhielt.

Russland unterstützt die zentralafrikanische Armee seit Dezember mit Waffenlieferungen und Training.

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