Rennen um May-Nachfolge ist eröffnet

Rennen um May-Nachfolge ist eröffnet
Am Donnerstag wird der erste Kandidat für die Nachfolge Mays ausscheiden. Boris Johnsons Karten stehen traditionellerweise schlecht.

Anwärter auf die Parteiführung müssen Abgeordnete der Konservativen sein und die Unterstützung von mindestens acht Kollegen haben. Bei mehr als zwei Bewerbern kommt ein aufwändiges Prozedere in Gang: Die konservativen Abgeordneten wählen ab dem 13. Juni jeden Dienstag und Donnerstag in geheimer Abstimmung, der Kandidat mit den wenigsten Stimmen scheidet jeweils aus. Es wird solange gewählt, bis nur noch zwei Bewerber übrig sind. Dies dürfte Ende Juni soweit sein.

Nach einem mehrwöchigen Wahlkampf der beiden Spitzenreiter entscheiden die Parteimitglieder bis Ende Juli, wer neuer Tory-Chef wird. Sollte einer der beiden Kandidaten verzichten, könnte es schneller gehen: Das war bei Theresa May im Juli 2016 der Fall, als sich ihre Rivalin Andrea Leadsom zurückzog.

Der Premierminister wird offiziell von Königin Elizabeth II. ernannt. May hat mitgeteilt, dass sie als Regierungschefin so lange im Amt bleiben werde, bis ihr Nachfolger an der Parteispitze bestimmt ist.

Die Königin ernennt für gewöhnlich denjenigen zum Regierungschef, der das Vertrauen des Unterhauses genießt - und das ist der Chef der stärksten Partei. Derzeit sind die Konservativen allerdings auf die Unterstützung der nordirischen Democratic Unionist Party (DUP) angewiesen, um eine Mehrheit im Parlament zu bekommen.

Nach derzeitigem Stand wird Mays Nachfolger seinen ersten großen Auftritt auf internationalem Parkett Ende August haben. Dann findet im französischen Biarritz das G-7-Treffen der Staats- und Regierungschefs statt.

Sieg von Johnson nicht sicher

Der Favorit gewinnt nie - das zeigt ein Blick zurück bis zur Einführung des aufwändigen Abstimmungsverfahrens im Jahr 1965. Damals galt Reginald Maudling als sicherer Gewinner, wurde aber von Edward Heath geschlagen. Zehn Jahre später sah es so aus, als würde Heath die Wahl spielend gewinnen und seine Position festigen. Doch Margaret Thatcher trat an - und gewann.

Thatcher wiederum räumte ihren Posten, als sie 1990 nicht deutlich genug gegen ihren Herausforderer Michael Heseltine gewann. Damals stieg dann John Major noch in das Rennen ein und ging als neuer Parteichef aus dem Verfahren hervor.

Rennen um May-Nachfolge ist eröffnet

Ähnlich ging es bei den folgenden Wahlen zum Parteivorsitz weiter. 2005 galt David Davis als aussichtsreichster Kandidat, bevor sich der junge Außenseiter David Cameron als Modernisierer die Parteiführung sicherte.

2016 musste der frühere Londoner Bürgermeister Boris Johnson seinen Verzicht auf eine Kandidatur erklären, nachdem sein Parteikollege Michael Gove ihm seine Unterstützung entzog - und lieber selbst antrat. Letztlich setzte sich dann May durch. Für die May-Nachfolge gilt derzeit der Ex-Außenminister und Brexit-Hardliner Boris Johnson als aussichtsreicher Kandidat.

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