Rekord-Exportzahlen und Zugang zu Nvidia-Chips: Chinas breite Brust
Als Moment des Sieges macht man in China den 3. November aus. An jenem Morgen kam es in einer südkoreanischen Militärbasis zum lange vorbereiteten Aufeinandertreffen des Staats- und Parteichefs Xi Jinping mit US-Präsident Donald Trump.
Sie einigten sich darauf, den Handelskonflikt zwischen ihren Nationen abzukühlen und fast alle gegenseitigen Zölle und Strafmaßnahmen aufzuheben. China war also mit seiner Strategie, auf Trumps Erpressungsversuche mit absoluter Härte zu reagieren, erfolgreich – ein Umstand, den Staatsmedien seither unaufhörlich hervorheben.
Chinas Handelsüberschuss betrug 2025 erstmals mehr als eine Billion Dollar
Am Montag untermauerte die Zollbehörde in Peking diesen Eindruck mit Zahlen: 2025 durchbrach der Handelsüberschuss der Volksrepublik erstmals die historische Marke von einer Billion Dollar (ca. 860 Mrd. Euro). Das heißt: Der Wert der Exporte aus China übertraf jenen der Importe nach China trotz der US-Strafzölle um eine Rekordsumme – und das in nur elf Monaten.
Das zeigt, wie resilient die chinesische Wirtschaft inzwischen aufgestellt ist. Zwar brachen die Exporte in die USA im November um 47,5 Prozent im Vergleich zu 2024 ein, chinesische Firmen lieferten den Großteil ihrer Waren aber schlicht in andere Märkte. Die Exporte in die EU nahmen im selben Zeitraum um fast 15 Prozent zu, jene nach Südostasien um acht, nach Australien sogar um fast 36 Prozent.
In all diesen Regionen warnen Ökonomen längst vor einer „Exportschwemme“ durch chinesische Produkte, die zu Dumping-Preisen angeboten werden, um noch Abnehmer zu finden. Der Trend dürfte sich aber im kommenden Jahr weiter verschärfen, schließlich sind fast alle Staaten weltweit von chinesischen Elektronikprodukten und Halbleiterchips abhängig. Die fortschrittlichsten Chips kommen zwar weiterhin aus Taiwan, Südkorea oder den USA, doch einfachere Modelle werden nur in China in einer Menge hergestellt, mit der die globale Nachfrage befriedigt werden kann.
Trump gab Nvidia die Erlaubnis, moderne KI-Chips nach China zu liefern
Auch das könnte sich bald ändern. Am Montagabend gab schließlich US-Präsident Trump bekannt, dass seine Regierung dem US-Konzern Nvidia erlauben werde, seine H200-Chips nach China zu exportieren. Der H200 zählt zu den modernsten Chipmodellen weltweit, er wird für den Betrieb von KI-Modellen genutzt und in Sachen Geschwindigkeit einzig von der ebenfalls von Nvidia entwickelten Blackwell-Generation übertroffen.
Trumps Erlaubnis ist ein Bruch mit der jahrelangen nationalen Sicherheitsstrategie der USA: Seit 2020 verbot Washington US-Firmen, fortschrittliche Mikroprozessoren nach China zu liefern. Chinesische Staatskonzerne könnten sich die Technologie aneignen und militärisch nutzen, so die Sorge.
Um den Deal möglich zu machen, hatte Nvidia-Geschäftsführer Jensen Huang über Monate lobbyiert. Seit Trumps Amtsantritt war Huang mehrfach zu Vier-Augen-Gesprächen im Weißen Haus, zuletzt in der Vorwoche. Er verspricht sich durch die Verkäufe in China neue Milliardenumsätze für sein Unternehmen.
Nvidia-Geschäftsführer Jensen Huang (rechts) zu Gast im Weißen Haus.
Erst im September hatte Trump Nvidia und dessen Konkurrenten AMD und Intel gestattet, ältere KI-Chips nach China zu exportieren, solange sie dafür 15 Prozent der Umsätze an die US-Regierung abführen – eine historisch einmalige Vorgabe, die an ein mittelalterliches Feudalsystem erinnert.
Bisher ist unter der Vorgabe noch kein Geld geflossen, weil die Erhebung von Gebühren im Austausch für die Vergabe von Exportlizenzen in den USA explizit verboten ist. Die Firmen würden also gerade mit der Trump-Administration an einem „rechtlichen Mechanismus“ feilen, heißt es. Trotzdem: Für die Verkäufe der H200-Chips müsste Nvidia laut Trump sogar 25 Prozent der Einnahmen abgeben.
Nvidia-CEO Huang bekräftigt dagegen gerne: Hätten chinesische Firmen Zugang zu Nvidia-Chips, würden sie wohl weniger Geld in die Entwicklung eigener Modelle investieren - langfristig wäre die chinesische Wirtschaft also stärker von US-Technologie abhängig.
China will offenbar Zugang zu Nvidia-Chips einschränken
Die Reaktion der chinesischen Regierung zeigt, dass die Verantwortlichen zu einem ähnlichen Schluss kommen. Peking will offenbar nicht, dass die Mehrheit der chinesischen Firmen im großen Stil auf US-Chips umsteigt und die rasant voranschreitende Entwicklung der eigenen Chipproduktion womöglich ausbremst.
So berichten die Financial Times unter Berufung auf anonyme Quellen in Chinas Regulierungsbehörden, dass Peking plane, nur einer Handvoll Unternehmen zu erlauben, H200-Chips zu importieren. Private Firmen müssten einen Antrag stellen, in dem sie begründen, warum chinesische Chips nicht in der Lage sind, den Bedarf zu decken. Demnach sei zu erwarten, dass vorerst nur große Tech-Konzerne wie Alibaba, ByteDance und Tencent den Zuschlag erhalten.
Chinas Regierung hatte in den letzten Jahren Milliarden an Fördergeldern an heimische Chip-Produzenten ausgeschüttet - ebenso an KI-Rechenzentren, die ausschließlich chinesische Chips nutzen. Xi Jinping scheint überzeugt, dass Chinas Industrie dadurch den technologischen Abstand zu den Weltmarktführern in den Vereinigten Staaten aufholen wird, auch wenn es länger dauert. Auch das ist ein Zeichen des neuen chinesischen Selbstbewusstseins.
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