Schweiz: Wehrpflicht wird bleiben

Mit einem Tag der offenen Tür wirbt die schweizer Armee für die Wehrpflicht.
Schweizer stimmen schon wieder über Armee ab – nur ein Drittel für Berufsheer.

In den meisten europäischen Staaten gilt die Wehrpflicht als ein Auslaufmodell. In der Schweiz aber deutet alles darauf hin, dass die Eidgenossen es heute den Österreichern nachtun und für ihren Beibehalt stimmen werden. Nur noch knapp ein Drittel der Schweizer wollen laut jüngsten Umfragen für die Initiative der „Gruppe für eine Schweiz ohne Armee“ (GSoA) stimmen und die Wehrpflicht ad acta legen.

Für die große Mehrheit im Land aber gehört ihre in den vergangenen Jahren stark verkleinerte, aber hochmoderne Armee zum Land wie der Käse, die Uhren, die Schokolade und die Demokratie. Schon drei Mal hatte die GSoA in den vergangenen Jahren versucht, in Volksabstimmungen die Abschaffung der Streitkräfte zu initiieren. „Dafür hat sie sich immer happige Niederlagen geholt“, schildert der schweizer Militärsoziologe Karl Haltiner dem KURIER.

Dieses Mal aber zielt die Initiative nicht auf ein Aus für die Armee, sondern lediglich für die Wehrpflicht. Nicht anders als in Österreich fanden ihre Argumente, die auch von den Grünen und den Sozialdemokraten geteilt wurden, vor allem bei den Jungen Gehör: Angesichts der veränderten geopolitischen Lage benötige die kleine, neutrale Schweiz keine so große Armee mehr, eine Berufsarmee würde vollauf genügen. Zudem sei die Wehrgerechtigkeit längst Geschichte: Nur noch 61 Prozent der jungen Männer leisten ihren Dienst an der Waffe. Die anderen leisten Zivildienst, sind untauglich oder zahlen eine Wehrersatzabgabe (Wer, obwohl tauglich, weder zum Heer noch zum Zivildienst will, muss zwei bis drei Prozent seines Lohns an den Staat überweisen).

„Rambos und Söldner“

Die Gegner der Abschaffung der Wehrpflicht aber trafen mit ihren Fragen den Nerv der Schweizer: Was soll auf die Milizarmee folgen? Für eine Freiwilligenarmee, so das gewichtigste Argumente der Wehrpflichtbefürworter, werde es nie und nimmer genügend Freiwillige geben. In der wohlhabenden Schweiz, mit ihrer relativ geringen Arbeitslosenquote würde eine Berufsarmee nicht ausreichend Interessierte anziehen. Die Folge: „Und diese wenigen Bewerber werden nicht gerade die idealen Kandidaten sein“, befürchtet Armeechef Andre Blattmann: „Eine Berufsarmee zieht nur Rambos und Söldner an.“

Knapp 45 Prozent der Schweizer werden sich heute an der Abstimmung beteiligen – und wohl dafür sorgen, dass alles so bleibt, wie es ist: Junge Schweizer leisten eine Grundausbildung von maximal 21 Wochen („Rekrutenschule“) und rücken danach alle Jahre wieder, bis zum Alter von maximal 32 Jahren, zu kurzen Militärübungen ein. Ihre Waffe behalten sie in der Zwischenzeit zu Hause – ohne Munition.

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